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Extremereignisse Hochwassermagement |
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Schweiz Hochwassermanagement |
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Schweiz Hochwassermanagement |
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Hochwasser-Management:
Juragewässerkorrektion - Erneuerung der Bauwerke |
Kanton
Bern: Sanierung Hagneckkanal
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Wichtiges Etappenziel im Hochwasserschutz ist erreicht |
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Erläuterungen von Frau Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer an der Medieninformation am 1. November 2013 |
1. Fertiggestellter Hochwasserdamm im Hagnimoos
Hier stehen wir auf einem fertiggestellten Dammabschnitt. Man sieht das zweistufige Dammprofil: Wasserseitig ist der alte Damm mitsamt dem Dammweg stehen geblieben. Direkt daran ist ein neuer, höherer Damm angebaut worden. Um zu verhindern, dass sich die neue Schüttung zu sehr setzt, ist im Boden zuerst der Torf ausgehoben und durch festes Material ersetzt worden. Dafür konnte abgebautes Material aus dem Hagneckeinschnitt wiederverwendet werden. Zwischen dem alten und dem neuen Dammteil ist eine Kiesschicht zur Entwässerung eingebaut. Sickerwasser, das bei Hochwasser in den alten Damm eintreten kann, fliesst durch diese Entwässerungsschicht in den Dammfussgraben ab. Zum Dammaufbau haben Sie eine Grafik in Ihren Unterlagen.
Die Dammböschungen werden landseitig noch punktuell mit Büschen bepflanzt. Die fertig gestellten Damm- und Vorlandflächen werden an lokale Landwirte zur extensiven Bewirtschaftung nach strengen ökologischen Kriterien verpachtet.
Die Dammsanierung läuft seit Beginn der Hauptarbeiten 2011. Im Ganzen erhöhen und verstärken wir die Dämme auf einer Länge von über sechs Kilometern. Trotz des feuchten Wetters im ersten Halbjahr 2013 liegen wir mit den Arbeiten im Programm und wir haben unser wichtiges Etappenziel im Hochwasserschutz erreicht: Die Dämme sind so weit verstärkt, dass ein 100-jährliches Hochwasser mit bis 1'500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gefahrlos durch den Kanal abfliessen kann. Ich erinnere mich an die bangen Stunden bei den letzten grossen Hochwassern 2005 und 2007, als wir als Wasserbaupflichtige, aber viel mehr noch die Anwohnerinnen und Anwohner hier am Hagneckkanal darum zittern mussten, ob die alten, brüchigen Dämme dem Wasserdruck standhalten würden. Wir hatten damals Glück. Ein Hochwasser wie 2005 ist jetzt keine Glücksfrage mehr: Die Dämme sind stark genug, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten.
Im Bauprojekt ist aber noch eine zusätzliche Sicherheit vorgesehen: So werden die Dämme über dem Hochwasserspiegel von 2005 noch eine Reserve von 1 Meter Freibord aufweisen.
2. Überlastsektion im Weidmoos
Wir befinden uns hier bei der sogenannten Überlastsektion. Jedes technische Bauwerk ist für eine definierte Belastung konzipiert. Auch der Hagneckkanal. Bei einem extremen Wetterereignis mit Abflussspitzen, welche die dimensionierte Menge übersteigen, wird das Bauwerk überlastet. Es läuft Gefahr, an irgendeiner Stelle einzubrechen. Folgerichtig verlangen die zuständigen Stellen des Bundes eine Überlastsicherung, damit der Kanal seine Funktion jederzeit - also auch während einer möglichen Überlastung - trotz allem erfüllen und den grössten Teil des Aarewassers sicher ableiten kann.
Die Überlastsektion bedeutet nichts anderes, als dass im Extremfall ein Teil des Aarewassers an dieser Stelle den Kanal kontrolliert überströmen kann und so den Druck auf die Dämme verringert. Von allen geprüften Entlastungsabschnitten ist nur hier im Weidmoos eine genügende Ableitung des überlaufenden Wassers sichergestellt. Das Wasser kann über das Weidmoos in Richtung Grosses Moos und Broyekanal abfliessen.
Wie baut man eine solche Überlastsektion? Sie besteht aus einem fest verankerten unteren Teil und einem „beweglichen“ oberen Element. Der untere Teil muss besonders gut gesichert sein, damit das austretende Wasser ihn nicht wegspült. Wir sehen hier die grossen Steinblöcke, die die Böschung befestigen. Im Innern des Damms ist zur Verstärkung eine etwa acht Meter tiefe Spundwand eingebaut worden. Auf die Spundwand wird eine 30 Zentimeter dicke Betonplatte aufgesetzt. Das zusammen bildet den festen unteren Teil. Nächstes Jahr wird auf diesem Betondeckel dann das bewegliche obere Element der Überlastsektion aufgebaut, die erodierbare Dammkrone.
Die Überlastsektion tritt ab einer Abflussmenge von etwa 1'640 Kubikmetern pro Sekunde in Funktion. Die erodierbare Dammkrone wird durch das überlaufende Wasser bis auf die Betonplatte weggespült. Das Wasser läuft über die Böschungssicherung ins Tosbecken am Dammfuss. Im Tosbecken wird die Energie, die in den herabschiessenden Fluten enthalten ist, vernichtet und das Wasser beruhigt, damit es den Boden nicht aushöhlt.
Gut zu wissen ist, dass seit Bestehen des Hagneckkanals - also seit mehr als 130 Jahren - zu keinem Zeitpunkt so viel Wasser durch den Kanal geflossen ist, dass der Überlastfall eingetreten wäre. Statistisch ist alle 150 bis 300 Jahre damit zu rechnen - also höchst selten, aber nicht unmöglich. Da ein solches Ereignis mit flächendeckenden, mehrtägigen Starkniederschlägen verbunden ist, gehen die Fachleute davon aus, dass das hochwasseranfällige Grosse Moos bereits vor dem Auslösen der Entlastung beim Hagneckkanal bereits in weiten Teilen überschwemmt wäre. Die durch den Überlastfall entstehenden Schäden werden dokumentiert und durch den Wasserbauträger (also den Kanton) entschädigt.
3. Ökologische Aufwertung Epsemoos
Im Epsemoos, wo wir jetzt stehen, befindet sich der Schwerpunkt der ökologischen Massnahmen. Das Wasserbaugesetz verfolgt ja mehrere Ziele: einerseits den sachgerechten Hochwasserschutz und andererseits die naturnahe Gestaltung der Gewässer sowie die Erhaltung natürlicher Abschnitte. Hochwasserschutzprojekte sind daher nur bewilligungsfähig und subventionsberechtigt, wenn sie gleichzeitig für eine angemessene ökologische Aufwertung sorgen.
Die Aare ist die Lebensader des Kantons Bern und erfüllt wichtige ökologische Funktionen. Im Mittelland und speziell in der intensiv genutzten Landschaft des Seelandes dient sie als Vernetzungsachse und als Rückzugsgebiet für Tiere. Der Gewässerlebensraum des Hagneckkanals ist allerdings sehr gleichförmig. Wegen den steilen und verbauten Ufern fehlen die typischen Auen- und Feuchtgebiete. Um die ökologischen Defizite zu verringern, setzen wir verschiedene Massnahmen entlang des ganzen Sanierungsabschnitts um, dazu gehören Buchten, natürliche Ufer, Flachwasserbereiche und artenreiche Wiesen.
Die grösste Vielfalt an Lebensräumen schaffen wir hier im Epsemoos auf einer Fläche von gut fünf Hektaren. Die Fläche wird oben begrenzt vom neu gebauten Damm, der das angrenzende Landwirtschaftsland vor Hochwasser schützt. Sie sehen auch den Seitenarm der Aare, der im Rohaushub erstellt ist. Er wird als abwechslungsreicher Gewässerabschnitt mit variabler Strömung und Flachwasserbereichen gestaltet und so einen idealen Lebensraum für Jungfische darstellen. Verschiedene anspruchsvolle Arten wie Äsche, Bachneunauge und Bitterling möchten wir damit gezielt fördern. Vom Seitenarm bis zum Beichwald im Hintergrund steigt das Gelände kontinuierlich an. Hier können sich nebst einem Weichholzauenwald verschiedene Wiesentypen entwickeln, die extensiv landwirtschaftlich genutzt und gepflegt werden. Speziell wird auch der Grosse Wiesenknopf gefördert. Diese Pflanze benötigt der Dunkle Moorbläuling - eine stark gefährdete Schmetterlingsart - für die Eiablage. Weiter bieten Hecken, Ast- und Steinhaufen der Zauneidechse, Ringelnatter und verschiedenen Kleinsäugern Unterschlupf. Auf der anderen Dammseite entstehen Laichgewässer für Amphibien, zum Beispiel für den gefährdeten Laubfrosch, den Kammmolch und die Gelbbauchunke. Die flachen Ufer der neuen Insel unterstützen ausserdem den regional bedeutenden Wildwechsel.
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Quelle: Text
Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion, November 2013 |
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