Mit einer Weltbevölkerung von voraussichtlich 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 gegenüber 6 Milliarden heute wird der Wasserbedarf unweigerlich steigen. Die Trinkwasserversorgung ist in allen Bevölkerungsschichten eine absolute Notwendigkeit. Allerdings zeigt sich, dass die Ressourcen in gewissen Regionen immer knapper werden, beispielsweise in den Trockenzonen Südamerikas und Afrikas oder im Innern Asiens und Australiens. Die Niederschlagsmengenwerden in den meisten subtropischen Gebieten vermutlich zurückgehen, während sie ihn höheren Breiten höchstwahrscheinlich zunehmen. Am stärksten betroffen sind Regionen, die das Wasser während der Regenzeit nicht speichern können, um es dann in der Trockenzeit zu nutzen. Infolge des Anstiegs der Wassertemperatur und der Häufigkeit extremer Ereignisse wie Hochwasser und Dürren dürfte sich die Qualität des Wassers verschlechtern. So kann etwa der Rückgang von Grundwasser entlang einer Küste ein Eindringen von Meerwasser in die Versorgungsnetze bewirken. Genauso beeinträchtigt ein Anstieg des Meeresspiegels in tief liegenden Küstengebieten die Grundwasserleiter und reduziert die Verfügbarkeit von Süsswasser. Überschwemmungen setzen Schadstoffe frei, verfrachten sie und schaffen Flächen mit stehendem Wasser. Dies wiederum begünstigt durch Wasser bedingte oder übertragbare Krankheiten. Der Gletscherrückgang gefährdet die Wasserversorgung von Millionen Menschen Schnee und Eis in den Anden hoch über den tropischen Regionen Boliviens, Perus, Ecuadors und Kolumbiens versorgen 30 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Die durch die Klimaerwärmung bedingte Gletscherschmelze der letzten Jahre gefährdet die lokale Wasserversorgung, die Landwirtschaft und die Stromproduktion. Nun werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beigezogen, um den regionalen Wasserkreislauf erfassen und künftige Bedürfnisse besser abschätzen zu können. Klimainformationen zugunsten der Wasserbewirtschaftung auf der ganzen Welt Das Projekt Impacts of Climate Change on Chinese Agriculture ist nur eines von zahlreichen interdisziplinären Projekten, mit dem ein besseres Verständnis der Rolle des Klimas in der Nahrungsmittelproduktion und der Bodenbewirtschaftung gewonnen werden soll. Im Folgenden werden einige Beispiele für kürzlich abgeschlossene und laufende Projekte genannt: • Das Beijing Climate Centre der chinesischen Behörde für Meteorologie hat Instrumente für ein nationales System zur Beobachtung von Dürren entwickelt. Die Daten zu Niederschlägen und Bodenfeuchtigkeit werden von einem Netzwerk von Agrar-Wetterstationen und von Satelliten geliefert und zur Erstellung von Dürre-Bulletins, wöchentlichen Mitteilungen und täglich aktualisierten Karten verwendet. • In Thailand werden von einem Netzwerk von Meteostationen und von einem Telemetrie-Projekt bereitgestellte Niederschlagsdaten sowie eine saisonale Klimavorhersage des National Climate Centre regelmässig an verschiedene Organisationen weitergeleitet, so etwa an die Ministerien für Bewässerung und für Katastrophenvorsorge und -minderung. Diese Informationen sind nützlich für Beobachtungs-, Speicherungs- und Versorgungsmassnahmen im Wasserbereich, welche die Risikoverminderung bei Überschwemmungen und Dürre bezwecken. • Der meteorologische und hydrologische Dienst Kroatiens führte eine klimabezogene Analyse der Wasserressourcen zuhanden der staatlichen Gesellschaft für Wasserwirtschaft (Hrvatske vode) durch, die für die integrale Wasserbewirtschaftung im Land zuständig ist. • Das Associated Programme on Flood Management der WMO unterstützt Länder bei der Entwicklung und Umsetzung integraler Hochwasserschutzstrategien. Dazu gehören die Bereitstellung von Instrumenten und der Austausch bester Praktiken für die Risikobeurteilung, die Vorhersage und die Vorbereitungsstrukturen in Zusammenhang mit Hochwassern. • Die WMO und ihre Mitglieder befassen sich mit den Risiken von Gletscherseeausbrüchen, bei welchen eine Gegend durch unvermittelt austretendes Schmelzwasser destabilisiert und überflutet wird. Die Gefahr solcher Sturzfluten wächst infolge des globalen Temperaturanstiegs, der die Gletscherschmelze in verschiedenen Regionen beschleunigt. Das von der Europäischen Kommission und vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützte Regional Glacial Lake Outburst Floods Risk (GLOF) Mitigation Project ist auf die Hindukusch-Himalaja-Region einschliesslich Bhutan, Indien, Nepal und Pakistan ausgerichtet. Das Ziel des Projets ist, das Risikoverständnis zu stärken sowie Infrastrukturen und gemeinschaftliche Bemühungen zur Katastrophenvorsorge zu fördern. • In Mexiko fördert die Weltbank über den Special Climate Change Fund des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen ein Anpassungsprogramm zur Bewertung der klimatischen Auswirkungen auf das nationale Wasserbudget. Im Fokus stehen dabei namentlich die Folgen der Versalzung und des Absinkens von Land an der Küste des Golfs von Mexiko. • Der United States Natural Resources Conservation Service leitet das National Water and Climate Center. Dieses erstellt Vorhersagen zu Wasser- und Schneemengen, die von allen Sektoren einschliesslich der Landwirtschaft und der Energiewirtschaft genutzt werden können. Auch andernorts bieten nationale, teilweise von den inländischen meteorologischen und hydrologischen Fachstellen betriebene Programme ähnliche Dienstleistungen an. Zahlen und Fakten • Klimamodelle projizieren einen Anstieg von 10 bis 40 % beim mittleren Jahresabfluss in Fliessgewässern und bei der Wasserverfügbarkeit in hohen Breiten und einigen feuchten Tropengebieten. [Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC)] • Dieselben Modelle gehen von einer Abnahme der Wasserverfügbarkeit um 10 bis 30 % in trockenen Tropengebieten in niedrigen und mittleren Breiten aus. Bis zum Jahr 2020 dürften 75 bis 250 Millionen Menschen unter zunehmender Wasserknappheit leiden, und bis 2050 könnten es zwischen 350 und 600 Millionen sein. [IPCC] • Über 1 Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. [Vereinte Nationen] • Nahezu 200 Millionen Menschen leben in überschwemmungsgefährdeten Küstenregionen; allein in Südasien sind mehr als 60 Millionen Menschen von Küstenhochwassern bedroht. [IPCC] • Dürre und Wüstenbildung bedrohen die Lebensgrundlagen von weltweit über 1,2 Milliarden Menschen. [Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD)] • Von der letzten Dürre in Äthiopien waren 25 Millionen Menschen betroffen. [Oxfam International] • Am Kongress der International Water Association im Jahr 2008 forderten die Experten eine Verdoppelung der Investitionen in Wasserinfrastrukturen von gegenwärtig 80 Milliarden USD pro Jahr, um Dürren, Hochwasser und Krankheiten einzudämmen. [International Water Association Congress] • Anlässlich der Dürre in Süd-Australien im Jahr 2006 wurden die tiefsten durchschnittlichen Regenmengen seit 1900 gemessen. [WMO] • Bis 2100 dürfte der Meeresspiegels um 18 bis 59 cm ansteigen; sollte sich das beschleunigte Abschmelzen der Kontinentaleismassen an den Polen fortsetzen, könnte der Anstieg sogar um 10 bis 20 cm höher ausfallen. [IPCC] • Der Rückgang der Andengletscher bedroht die Wasserversorgung von 30 Millionen Menschen. [Weltbank] • Im Februar 2009 machten gemäss der Murray-Darling Basin Authority die nutzbaren Wasserreserven im Flusssystem des Murray-Darling-Beckens in Südost-Australien noch 16 % seiner Kapazität aus und lagen um 73 % unter den Normalwerten für diese Jahreszeit. [UNCCD]
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