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Gletscher in der Schweiz
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Unterer
Grindelwaldgletscher: Gletschersee Grindelwald
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Gletschersee
Unterer Grindelwaldgletscher - Neuer Abflussstollen
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Zusammenfassende
Darstellung der Rede von Frau Regierungspräsidentin des Kantons Bern
Barbara Egger-Jenzer vom 10. November 2009 |
Der Stollen ist noch nicht fertig. Die offizielle Inbetriebnahme im nächsten Frühling können wir nicht auf den Tag genau festgelegen. Die Schneeschmelze wird nämlich den Zeitpunkt der Inbetriebnahme selbst bestimmen, und der Stollen wird dann voraussichtlich ein reissendes Bachbett sein. Wir möchten heute den Medien und damit der Öffentlichkeit den fast fertigen Stollen zeigen, weil der Gletschersee uns - damit meine ich den Kanton Bern, die Sicherheitsverantwortlichen des Lütschentals und auch die Medien - in den letzten anderthalb Jahren ziemlich auf Trab gehalten hat.
Der Gletschersee hat sich 2005 erstmals gebildet. Felsablagerungen auf dem vordersten Teil der Gletscherzunge haben einen Riegel aufgeschüttet, hinter dem sich das Schmelzwasser im Frühling staut. Irgendwann mal findet das Wasser jeweils einen Weg durch das darunter liegende Eis in die Gletscherschlucht und der See entleert sich. Das Seelein von 2005 hat in den letzten Jahren enorm an Volumen zugelegt. Unser Oberingenieurkreis I und diverse Fachleuten haben die Prozesse rund um den Gletschersee von Anfang an aufmerksam fasziniert und zunehmend besorgt verfolgt. Im August des vergangenen Jahres waren wir mit erschreckenden Prognosen konfrontiert: Schon in wenigen Jahren würde der See ein so grosses Volumen erreichen, dass bei einer raschen Entleerung mit einer Überflutung des Lütschinentals bis nach Interlaken zu rechnen wäre. Schon im laufenden Jahr 2009 wäre ein Hochwasser vergleichbar mit dem Jahrhundertereignis von 2005 möglich gewesen.
Vor gut einem Jahr, am 17. Oktober 2008, haben wir die Öffentlichkeit erstmals umfassend über die Gefahr durch den Gletschersee informiert und bauliche Massnahmen angekündigt. Damals war noch völlig unklar, worin diese bestehen könnten.
Das Spektrum reichte von einem Auffangraum im hinteren Talgrund über den Bau einer Schneise durch den Toteisriegel oder die Sprengung desselben bis zum Auspumpen des Sees oder der Schaffung eines Auslaufs mittels Heisswasserbohrungen. Die Breite dieser Palette ist durchaus auch ein Ausdruck der zeitweiligen Ratlosigkeit der Experten angesichts des Phänomens Gletschersee.
Ende November fiel dann nach einem Expertenworkshop der Entscheid zum Bau des Abflussstollens. Das Baubewilligungsverfahren haben wir regulär, wenn auch mit verkürzter Auflagefrist durchgezogen. Am 8. Januar dieses Jahres hat die Bauherrin des Stollens - die Schwellenkorporation Grindelwald - den Baukredit genehmigt. Der Grosse Rat hat den kantonalen Beitrag am 22. Januar 2009 gesprochen. Zu dieser Zeit hat man hier bereits seit einer Woche gesprengt. Das zeigt, wie ernst wir das Problem Gletschersee genommen haben und unter welchem Zeitdruck wir standen. Die rasche Planung, Bewilligung und Realisierung des Stollens zeigt auch - und darauf bin ich stolz - dass wir im Kanton Bern in solchen Situationen in der Lage sind, sehr schnell zu reagieren und wirksame Schutzmassnahmen einzuleiten.
Auch der Bund respektive das BAFU hat unbürokratisch auf die Bedrohungslage reagiert und einen Beitrag von 35 % an den rund 15 Millionen Franken teuren Abflussstollen zugesichert. Dafür möchte ich mich beim BAFU herzlich bedanken.
Ein ganz grosses Dankeschön gehört auch der Schwellenkorporation Grindelwald, den Sicherheitsverantwortlichen und den Bauunternehmen mit ihren engagierten Mitarbeitern. Dank ihres grossen Einsatzes konnte ein Vorsprung von mehreren Wochen auf das Terminprogramm erreicht werden. Um diese Zeitreserve war man am Schluss sehr froh, weil der Gletschersee einmal mehr für Überraschung sorgte und das Lockergestein im Einmündungsbereich des Abflussstollens den Bau eines Umgehungsstollens erforderte. Ich bin erleichtert, stolz und ausserordentlich dankbar, dass wir dieses Bauwerk nun doch rechtzeitig fertig stellen können.
Ist mit dem Stollen das Problem nun gelöst und alles bestens? Der Gletschersee hat die Experten immer wieder überrascht. Es geht hier oben nicht nur um einen See, es geht um riesige Gesteinsmassen, die instabil werden, um Schmelzwasservorgänge im Gletscher selbst, die schwer abschätzbar sind und neue Gefahren auslösen: Hier oben findet die Klimaerwärmung 1 zu 1 statt. Der Bau des Abflussstollens war unumgänglich, denn er befreit das Lütschinental von einer realen, akuten Überflutungsgefahr durch den Gletschersee. Der Stollen wird es künftig auch erlauben, dass wir bei Bedarf mit schweren Maschinen und Geräten zum Gletschersee gelangen. Andere Gefahren rund um den Gletschersee bleiben und können zunehmen.
Für mich zeigt dieser Gletschersee auf eindrückliche Weise, dass die Klimaerwärmung real ist und uns und unsere Natur bedrohen kann. Wir müssen deshalb unsere Anstrengungen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung konsequent und beharrlich fortsetzen. Einerseits mit Schutzmassnahmen wie diesem Stollen hier, andererseits aber auch indem wir das Übel Klimaerwärmung bei den Wurzeln packen. Und dies tun wir am besten mit einer griffigen und konsequenten Energie- und Umweltpolitik.
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Quelle:
Kanton Bern, 10. November 2009 |
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Der
Kanton Bern dokumentiert die Entwicklung
beim
Gletschersee unterhalb des Unteren Grindelwaldgletschers
auf
einer eigenen Website.
In
der Website sind Live-Bilder der VAW vom Gletschersee integriert.
Gletschersee
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