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Wildtiere Bär |
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Bär
in der Schweiz - der Lebensraum wäre da
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Eine
Einwanderung von Bären aus der Population im Gebiet Adamello-Brenta
im Trentino ist absehbar. Taugliche Lebensräume im Graubünden
und dem Tessin wären vorhanden und über gut begehbare Wanderkorridore
erreichbar, ist das Fazit einer vom WWF Schweiz finanzierten KORA-Studie.
15
bis 17 Individuen zählt derzeit das Bärenvorkommen im Trentino. Es sind Abkömmlinge der letzten Männchen aus dem ursprünglichen
Bestand sowie von sieben Weibchen und drei Männchen aus Slowenien,
die zwischen 1999 und 2002 im Gebiet des Nationalparks Adamello-Brenta
ausgesetzt wurden. Seit 2002 gibt es wieder jedes Jahr Jungtiere, 2004
waren es fünf von zwei Bärinnen. Der Lebensraum im weiteren Umkreis
des Nationalparks reicht für rund 40 Bären.
Der
westliche Zipfel des geeigneten Habitats liegt bloss 15 km Luftlinie vom
Val Poschiavo GR entfernt. Auf welchen Wegen könnten Bären
aus dem Trentino in die Schweiz auswandern und fänden sie bei uns
auch eine Bleibe? Mit diesen Fragen befasste sich die Wildtierbiologin
Petra Jajec im Rahmen einer KORA-Studie.
Die
Studie basiert auf einem geostatistischen Modell, das Daten aus der Trentiner
Bärenpopulation als Grundlage verwendet. Dabei wurden nicht die neueren,
mit sendermarkierten Tieren erhobenen Daten ausgewertet, sondern "subhistorische"
aus der Reliktpopulation: 654 Nachweise aus dem Zeitraum 1913 bis 1970.
Diese sind repräsentativer als die neueren, die von bloss wenigen
Individuen stammen. Die Nachweise wurden in den 1970er-Jahren von Hans-Ulrich
Roth kartographisch erfasst. Sie verteilen sich über ein 1640 km2
grosses Gebiet.
Mit
Hilfe des geographischen Informationssystem GIS wurde der geeignete Lebensraum
modelliert und so das potenzielle Verbreitungsareal grossräumig erfasst.
Das Modell vergleicht die Umweltbedingungen, unter denen die Art nachweislich
vorkommt, mit denen des untersuchten Gebiets.
Möglichst
weit weg von Städten und Strassen, in eher steileren und höheren
Lagen und am liebsten im Wald oder im Buschland erwiesen sich dabei als
die wichtigsten Positivfaktoren. Weiden und Ackerland werden gemieden.
Generell ist das potenzielle Bärenhabitat in den Alpen an ausreichend
abgelegene Wälder gebunden. Die Talböden und das Hochgebirge
fallen weg.
Als
potenzielle Bären-Kerngebiete gelten geeignete Lebensräume, die
mindestens 50 km2 gross sind, was in etwa dem Streifgebiet einer sesshaft
gewordenen Bärin entspricht. Solche Gebiete gibt es durchaus auch
in der Südostschweiz, ergab das Modell: im ganzen Engadin, im nördlichen
Tessin sowie im Nordbünden und im Glarnerland.
Die
geeigneten Wanderkorridore wurden aufgrund einer Umfrage unter Bärenkennerinnen
und -kennern aus Österreich, Italien und Slowenien ermittelt. Diese
taxierten die Durchlässigkeit unterschiedlicher Flächen und Strukturen
- bzw. deren Barrierenwirkung - mit Werten von 1 (frei passierbar) bis
5 (unpassierbar). Dem Wald gaben allen die Note 1, Weiden, Ackerland, Geröll
oder Schneefelder gelten als mehr oder weniger gut passierbar, bei Siedlungen
ist die Trennwirkung absolut. Dass Hauptstrassen, selbst Autobahnen, kein
unüberwindliches Hindernis sind, beweisen mehrere Bären, die
solche Hürden nachweislich geschafft haben.
Gebiete
zu passieren, in denen es einem Bär nicht wohl ist, kostet überwindung.
Aufgrund der Umfrage wurden diese «Kosten« quantifiziert. Wald
ist gratis, eine Siedlung unbezahlbar. Schneefelder und Ackerland bieten
gemäss Schätzungen der Experten, die allerdings sehr unterschiedlich
ausfielen, etwa doppelt so viel Widerstand wie Weiden und Geröll.
Auf
welchen Wegen kommen die Bären am billigsten in die Schweiz? Der
direkteste führt vom westlichen Trentino ins Val Poschiavo. Ein weiterer
verläuft zunächst gleich, zweigt dann aber nordwärts ab
und erreicht die Schweizer Grenze in der Region Zernez. Der dritte führt
via Nationalpark Stelvio ins Val Müstair.
Auf
den Routen ins Val Poschiavo und ins Val Müstair müssen die wandernden
Tiere Wald oder zumindest Buschwerk nie verlassen, der Korridor Richtung
Zernez zwingt die Tiere bloss auf 300 Metern durch offenes Gelände.
Hauptstrassen und Bahnlinien sind höchstens einmal zu queren, ein
mittleres Flüsschen höchstens dreimal.
Der
kürzeste Korridor misst 37,5 km, der längste 87,0 km. Das
sind keine Strecken für wandernde Bären: Der legendäre ötscherbär
legte im Sommer 1972 rund 300 km zurück, um von Slowenien aus nach
NiederÖsterreich zu gelangen, wo er dann zeitlebens blieb. Die mittlere
Wanderdistanz vom Geburtsort bis zum Ort der Niederlassung liegt bei den
männlichen Bären der Ostalpen bei 145 km, die Bärinnen legen
im Schnitt 65 km zurück.
Nimmt
der Trentiner Bestand in den kommenden Jahren weiter zu, ist es nur eine
Frage der Zeit, bis das erste Tier sich über die Schweizer Grenze
wagt. Aufgrund der aktuellen Verbreitung und der Wanderbewegungen der ausgesetzten
Bären, die vorwiegend in nördlicher Richtung erfolgte, ist am
ehesten im Engadin mit einer Einwanderung zu rechnen.
Noch
gibt es den Faktor «Mensch«. Touristisch intensiv genutzte
Flächen eignen sich für die störungsempfindlichen Bären
schlecht. Besonders fatal sind Störungen während des Winterschlafs.
Als Massstab für die touristische Nutzung wurden in der Studie die
übernachtungszahlen verwendet. Es zeigte sich, dass die Präsenz
von Freizeitmenschen nur in wenigen Teilen der potenziellen Bären-Kerngebiete
limitierend ist, nämlich in der Grossregion Maloja, St. Moritz und
Pontresina GR.
Das
zweite Konfliktfeld ergibt sich mit der Landwirtschaft. Auch Bären
reissen Kleinvieh. Die Schafhaltung verteilt sich ziemlich gleichmässig
über das potenzielle Bären-Kerngebiet. Probleme könnte es
am ehesten im Raum Susch-Ardez im Unterengadin geben, wo die Schafdichte
überdurchschnittlich hoch ist. "Gerade im Kanton Graubünden sind
allerdings diesbezüglich bereits gesetzliche und administrative Massnahmen
für einen verbesserten Herdenschutz getroffen worden", heisst in der
KORA Studie. Dem Wolf sei Dank!
Quelle:
KORA April 2005
Lebenswerte
Schweiz für Braunbären?
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Die
von der KORA (Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum
Management der Raubtiere in der Schweiz) durchgeführte Untersuchung
hat Lebensräume und Wanderrouten ausgemacht, die sich für Bären
eignen. Ebenso setzt sie sich mit den Auswirkungen einer Rückkehr
des Braunbären in die Schweiz auf Schafhaltung und Tourismus auseinander.
Trotz
der dichten Besiedelung finden sich in den Süd-, Zentral- und Nordalpen
der Schweiz noch ausgedehnte Gebiete, die als Lebensraum für Bären
in Frage kommen. Für die Trentiner Bären liegt dabei das Engadin
am nächsten, das über mehrere bequeme Routen erreichbar ist. |
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Ihre
Wanderbewegungen lassen darauf schliessen, dass sie zuerst im Val Müstair
und im Schweizerischen Nationalpark auftauchen werden.
Die
ökologischen Rahmenbedingungen für eine Rückkehr des Bären
in die Schweiz sind somit gegeben. Ob hingegen dieses Grossraubtier hier
längerfristig überleben kann, hängt in erster Linie von
der Akzeptanz der Bevölkerung ab. Die Chancen stehen gut, denn der
Bär geniesst in der Schweiz grosse Sympathie. Der WWF ist überzeugt:
Eine fachliche Begleitung von Beginn weg hilft, die positive Einstellung
zu erhalten. Das zeigen Erfahrungen aus Österreich. Der Umgang mit
diesen Tieren will gelernt sein: Bären sind keine Streicheltiere.
Doris Calegari: "Auch wenn Begegnungen mit Bären äusserst selten
sind, müssen bestimmte Verhaltensregeln bekannt sein und eingehalten
werden."
In
Österreich leben heute schätzungsweise 25 Braunbären, in
Italien ungefähr 14. Mit 450 Tieren hat Slowenien als einziges Alpenland
einen gesunden Bärenbestand. Der WWF befürwortet eine natürliche
Rückkehr der Braunbären in unser Land; Wiederansiedlungen sind
nicht geplant.
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Quelle:
WWF Schweiz April 2005 |
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