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Fotofallen-Monitoring
Luchs
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Die
Luchspopulationen im Berner Oberland und in der Waadt nehmen nach Tiefschlägen
um die Jahrtausendwende wieder zu. Um den zunehmenden Bestand in Grenzen
zu halten, will der Kanton Waadt fünf Luchse aus den Alpen in den
Jura umsiedeln.
Nach
einem ersten Höhepunkt in den Jahren 1997/98 und einem starken Rückgang
um die Jahrtausendwende sind die Luchsbestände wieder am Steigen.
Forscher schätzen den Bestand in den westlichen Alpen zwischen Thuner-
und Genfersee auf etwa 28 Tiere.
Im
westlichen Berner Oberland wird der Bestand auf 17 Tiere geschätzt.
Dies zeigen neuste Untersuchungen im Raum Simmental/Saanenland. Die Zahlen
aus dem östlichen Berner Oberland und angrenzenden Regionen sind noch
ungenau. Forscher schätzen den Bestand dort auf ungefähr 14 Tiere.
Der
Luchsbestand wurde durch die Gruppe "Koordinierte Forschungsprojekte zur
Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz" (KORA) in Zusammenarbeit
mit den Kantonen und Jägern über ein so genanntes "Fotofallenmonitoring"
ermittelt.
Fotofallen
sind automatische Kameras. Zieht ein Tier an ihnen vorbei, löst ein
Infrarot-Sensor die Aufnahme aus. Beim Luchs ist diese Methode geeignet,
da jedes einzelne Tier ein anderes Fellmuster trägt und damit erkennbar
ist.
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Luchs-Monitoring mit Fotofallen Nordwestalpen |
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Zentralschweiz West,Winter
2005/06 |
Im
vergangenen Winter und Frühjahr sind in den Nordwestalpen und in der
westlichen Zentralschweiz Erhebungen des Luchsbestands mittels Fotofallen
durchgeführt worden. Neben dem Referenzgebiet im Simmental und Saanenland,
wo das Fotofallen-Monitoring seit einigen Jahren stattfindet, sind diesmal
zusätzliche Gebiete im Kanton Waadt und Freiburg und im Grossraum
Brünig einbezogen worden.
Dieses
Dokument ist ein vorgezogener und erweiterter Teil des im Herbst erscheinenden
KORA-Berichts "Monitoring der Raubtiere in der Schweiz 2005".
Das
Monitoring mittels automatischer Kameras - sogenannter Fotofallen - ist
eine der ganz wenigen Möglichkeiten, eine statistisch gesicherte quantitative
Erhebung eines Luchsbestands zu machen. Luchse lassen sich auf Fotos aufgrund
ihres persönlichen Fellmusters individuell unterscheiden, was eine
Fang-Wiederfang-Schätzung gestattet. Bei der Erfassung von Luchsen
mit Fotofallen erhält man einerseits die Zahl der mindestens anwesenden
Tiere - nämlich aller fotografierter Individuen - die statistische
Auswertung erlaubt aber auch ein Abschätzen der "nicht gefangenen"
Tiere. Die Schätzung der "Dunkelziffer" erfolgt anhand der "Fanggeschichte",
also der Zahl und der Reihenfolge der Erst- und Folgefänge aller erfassten
Tiere.
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Als
Resultat eines Fotofallen-Monitorings erhalten die Forscher ...
1.
einen Minimal-Bestand (Zahl der erfassten Luchse);
2.
eine Schätzung der Zahl der wahrscheinlich anwesenden Tiere und ...
3.
einen Vertrauensbereich, also eine obere und untere mögliche Abweichung
von der Schätzung unter Berücksichtigung eines zu erwartenden
Schätzfehlers. |
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Je
enger dieser Vertrauensbereich ist, der als "Standardfehler" angegeben
wird, desto zuverlässiger ist die Schätzung. Der Aussagewert
des Fotofallen-Monitorings hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum
Beispiel von der Zahl und der Zuverlässigkeit der aufgestellten Fotofallen,
ihrer Verteilung und der Dauer der gesamten Feldphase. Ein Durchgang muss
lang genug sein, um überhaupt eine aussagekräftige Zahl von Fotos
zu erhalten, aber er sollte so kurz sein, dass die Population während
der Arbeit "geschlossen" ist, das heisst die Zahl der in einem Gebiet anwesenden
Tiere sich durch Geburten, Todesfälle, Zuoder Abwanderung nicht wesentlich
verändert.
Die
geeignete Jahreszeit für das Erfassen der Luchse ist der Winter, der
aber besondere Probleme bei der Funktion und der Wartung der Apparate stellt.
Beim Vergleichen von Ergebnissen des Fotofallen-Monitorings von einem Gebiet
zum anderen müssen unterschiedliche topographische und habitatmässige
Begebenheiten berücksichtigt werden. Ein Vergleich von Jahr zu Jahr
- also ein Trend der Population - ist nur dann zulässig, wenn die
Durchgänge in den verschiedenen Jahren gleich waren. Wir haben im
Jahr 1998 die ersten Tests mit Fotofallen gemacht und führten seither
jeden zweiten Winter im gleichen Gebiet im westlichen Berner Oberland einen
Durchgang durch. Das "Referenzgebiet" gestattet eine zuverlässige
Beurteilung der Populationsentwicklung.
Vergleiche
mit anderen Gebieten sind möglich, aber eben nur mit gewissen Vorbehalten
und einer entsprechend vorsichtigen Interpretation. Für den Durchgang
im Winter 2005/06 haben die Kantone FR und VD eine Ausdehnung des erfassten
Gebiets im westlichen Kompartiment VI verlangt. Wir stellen hier die Ergebnisse
des Referenzgebiets und der Ausdehnung getrennt dar, um eine optimale Vergleichbarkeit
mit den früheren Durchgängen zu gestatten. Der Kanton BE hat
zusätzlich ein Fotofallen-Monitoring im Oberhasli gewünscht.
Da das Oberhasli alleine für eine Schätzung mittels Fotofallen
zu klein ist, haben wir die Untersuchungsfläche auch auf die angrenzenden
Kantone OW, NW und LU (Kompartiment III) und auf die angrenzenden Gebiete
auf dem linken Aareufer im Kanton BE (Kompartiment VI Ost) ausgedehnt.
In dieser Gegend - aber nicht im genau gleichen Gebiet - wurde schon im
Winter 2004/05 ein Pilotversuch mit Fotofallen durchgeführt. Aufgrund
praktischer Einschränkungen (Anzahl und Verteilung der zur Verfügung
stehenden Fotofallen) sind die Durchgänge im Osten aber nicht so vergleichbar
wie die Ergebnisse im Referenzgebiet im westlichen Berner Oberland.
Das
Monitoring der Grossraubtiere erfolgt im Auftrag und dank der Finanzierung
durch das BAFU. Das Feldprogramm im Winter 2005/06 war ausserordentlich
gedrängt. Die günstige Zeit ist relativ kurz und die Kapazität
an Personal und Geräten beschränkt. Dass das Programm überhaupt
durchführbar war und die hier vorgestellten Ergebnisse trotzdem befriedigend
ausfielen, ist auf die Unterstützung durch die Kantone BE, FR und
VD zurückzuführen und vor allem dem grossen Einsatz von Wildhütern
und Jägern zu verdanken, die bei der Kontrolle und Wartung der Fotofallen
mitgeholfen haben.
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Monitoring
im Referenzgebiet (westliches Berner Oberland)
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Im
Referenzgebiet im westlichen Berner Oberland (Simmental, Dimtigtal und
Saanenland) waren die Fotofallen vom 4.12.2005 bis zum 6.2.2006 im Einsatz.
In dieser Zeit wurden an 24 verschiedenen Standorten insgesamt 78 Luchsbilder
aufgenommen.
Bemerkenswert
ist, dass vier residente Luchse (Mila, Fram, Nero, M37), die bereits während
des Projekts in den Nordwestalpen Ende der 90er Jahre gefangen oder radiotelemetrisch
überwacht wurden, noch präsent sind. Einige Tiere wie Nero haben
wir seit fast ihrer Geburt verfolgt; er ist jetzt neun Jahre alt, andere
wie Fram sind jetzt mindestens 12 Jahre alt. Fünf Tiere (B31, B58,
B65, B53, B61), die aus früheren Fotofallen-Einsätzen bekannt
waren, sind während diesem Fotofallendurchgang wieder fotografiert
worden. Es sind aber auch fünf neue Tiere erschienen (L17/R19, B102,
B103, R15/L16 und L18/R14). Wir konnten auch zwei Abwanderungen innerhalb
des Untersuchungsgebiets dokumentieren:
B61,
ein Junges von B31, wurde als juveniler Luchs im Winter 2003/04 auf der
Nordflanke des Turnen fotografiert. Diesen Winter wurde er auf der Stockhorn-Kette
oberhalb von Brodhüsi erwischt.
B65
wurde im Durchgang 2002/03 noch zusammen mit seiner Mutter Mila in der
Lenk fotografiert, jetzt bestreift er als adulter Luchs die Südflanke
der Stockhorn-Kette im unteren Simmental. Die Schäden an Nutztieren
im Untersuchungsgebiet sind stark zurückgegangen, obwohl M37 - der
bekanntlich viele Schafe gerissen hatte - immer noch vorhanden ist. Er
wurde in diesem Durchgang mehrmals fotografiert.
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Monitoring
im erweiterten K-VI (Kantone BE, FR und VD)
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Die
bereits bekannten wiederbeobachteten Luchse waren die selben wie oben erwähnt
(Mila, Fram, Nero, M37). Zu den fünf bei früheren Fotofallen-Durchgängen
identifizierten Tieren kam ein weiterer dazu (B79). Im erweiterten Untersuchungsgebiet
sind jedoch neun neue Tiere fotografiert worden (R14/L18, L17/R19, B100,
B101, B102, B103, B104, R15/L16, R13), also vier zusätzliche zum Referenzgebiet.
Das
"altbekannte" Männchen Rodo konnte nicht mehr nachgewiesen werden,
in seinem ehemaligen Gebiet ist der Luchs B79 fotografiert worden. Im erweiterten
Untersuchungsgebiet wiesen wir eine weitere Abwanderung - zu den beiden
im Referenzgebiet beschriebenen - nach: B58 wurde als juveniler Luchs an
einem Riss in der Lenk erwischt. Jetzt bestreift er ein Gebiet zwischen
L'Etivaz (VD) und Lauenen (BE).
Mit
der Fang-Wiederfang-Methode resultiert eine Schätzung von 28 ±
3.5 selbständigen Luchsen. 92% der geschätzten Luchse wurden
tatsächlich fotografiert.
Der
Bestand liegt jetzt bei 15 bis 19 selbständigen Luchsen.
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Monitoring
K-VI Ost und K-III (BE, OW, NW, LU)
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Das
Fotofallen-Monitoring im östlichen Berner Oberland und der angrenzenden
Zentralschweiz fand nach dem Durchgang im Westen des Kompartiments VI statt,
da die Zahl der zur Verfügung stehenden Fotofallen für zwei so
grosse Durchgänge nicht ausreicht. Vom 8.2.2006 bis zum 9.4.2006 waren
an 30 Standorten Fotofallen im Einsatz (Abb. 9). Der Durchgang ergab insgesamt
47 Luchsbilder (29 linke und 18 rechte Flanken), die 13 verschiedenen Individuen
zugeordnet werden konnten. Sieben Tiere (B07, B45, B81, B83, B86, B87,
R81) sind aus früheren Fotofalleneinsätzen schon bekannt. Pro
Standort hatten wir durchschnittlich einen Luchs fotografiert (0 bis maximal
4). Im Kompartiment III wurden 10 verschiedene Luchse aufgenommen, im Kompartiment
VI lediglich 4; das heisst, nur eines der 13 verschiedenen Tiere wurde
auf beiden Seiten der Aare fotografiert.
Die
Fanggeschichte der 13 Luchse ergibt mit der Fang-Wiederfang Methode (Modell
M0) eine Schätzung von 14 ± 1.36 selbständigen Luchsen.
93% der geschätzten Luchse wurden tatsächlich fotografiert.
Quelle: KORA Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere
in der Schweiz
aus
"Bericht zum Luchs-Monitoring mittels Fotofallen in den Nordwestalpen und
der Zentralschweiz West im Winter 2005/06",
Juni
2006 |
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