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Sauberes Trinkwasser für eine Million
Helvetas: Mosambik So fängt das Leben an!
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Wasserversorgung
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Weltweit müssen 900 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser auskommen, und die Klimaveränderung führt dazu, dass immer mehr Menschen an Wasserarmut leiden. Deshalb stellt Helvetas, die Wasserversorgung in den ärmsten Ländern der Welt ins Zentrum der eigenen Arbeit: Bis ins Jahr 2013 möchte Helvetas einer Million Menschen neu Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen. «Sauberes Trinkwasser ist lebensnotwenig. Sauberes Trinkwasser ist auch ein Lernfeld für Demokratie», sagt Melchior Lengsfeld, Geschäftsführer von Helvetas. «Wo Helvetas Brunnen baut, hilft sie auch beim Aufbau von demokratischen Bürgerkomitees, die für eine gerechte Verteilung und den Unterhalt sorgen».

Mehr Geld gegen Wasserkrise

Die Versorgung mit Trinkwasser ist für Helvetas nicht nur in der Projektarbeit, sondern auch in der Politik ein Thema. Helvetas fordert vom Bundesrat, sich in der UNO dafür einzusetzen, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein verankertes Menschenrecht wird und und im Rahmen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit mehr Geld für Bekämpfung der Wassernot vorsieht. «Das Recht auf Wasser darf nicht eine schöne Absichtserklärung bleiben», erklärt Lengsfeld. «Es soll vielmehr ein einklagbares Menschenrecht sein».

Das Helvetas Engagement für sauberes Trinkwasser unterstützt auch der Schweizer Babyartikel-Hersteller Lamprecht, der unter seiner Marke “bibi“ unentgeltlich 4'000 Schoppenflaschen für die Aktion geliefert hat. «Bei der Produktion von Babyprodukten ist Hygiene unser höchstes Gebot», sagt Sprecher Yves Weber von Lamprecht. «Deshalb tut es uns doppelt weh, wenn anderswo Mütter gezwungen sind, ihren Kindern verschmutztes Wasser zu geben.»

Mit einer Installation von 4'000 Babyflaschen erinnert die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas heute zum Weltwassertag an die 4000 Kinder, die täglich an den Folgen verschmutzten Trinkwassers sterben. Zwei Dutzend Helfer haben heute in den frühen Morgenstunden das Mahnmal in Form eines riesigen Wassertropfens aufgestellt. Mit über 2'000 Quadratmetern füllt es den ganzen Bundesplatz in Bern. Wo sich an warmen Tagen Kinder unter Wasserfontänen vergnügen, wird damit auf das traurige Schicksal aufmerksam gemacht, das Tausende von Kindern in armen Ländern heimsucht. Weil sie kein Zugang zu sauberem, keimfreiem Wasser haben, wird für sie das Lebenselixir Wasser zum Giftcocktail.

Sauberes Trinkwasser für eine Million

Weltweit müssen 900 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser auskommen, und die Klimaveränderung führt dazu, dass immer mehr Menschen an Wasserarmut leiden. Deshalb stellt Helvetas, die Wasserversorgung in den ärmsten Ländern der Welt ins Zentrum der eigenen Arbeit: Bis ins Jahr 2013 möchte Helvetas einer Million Menschen neu Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen. «Sauberes Trinkwasser ist lebensnotwenig. Sauberes Trinkwasser ist auch ein Lernfeld für Demokratie», sagt Melchior Lengsfeld, Geschäftsführer von Helvetas. «Wo Helvetas Brunnen baut, hilft sie auch beim Aufbau von demokratischen Bürgerkomitees, die für eine gerechte Verteilung und den Unterhalt sorgen».


Mosambik: So fängt das Leben an! - Ein Projekt von Helvetas Schweiz

Entwicklung braucht Geduld und das Mitmachen der Basis. Das zeigt ein Augenschein in Muamula. Das Dorf in Nordmosambik hat mit Unterstützung von Helvetas einen Trinkwasserbrunnen erhalten.

«Salama», begrüsst uns Amina, eine junge Frau in Muamula. Endlich sind wir angekommen. Von Pemba am Indischen Ozean, der Hauptstadt der Provinz Cabo Delgado ganz im Norden, ging's mit dem Pick-up während drei Stunden ins Landesinnere, teilweise im Schritttempo auf zerfurchten Sandpisten. Es ist 34 Grad und staubtrocken.

1'400 Menschen leben in Muamula von dem, was die Felder hergeben: Mais, Maniok, Hirse und Bohnen. Cashew- und Erdnüsse lassen sich auf dem regionalen Markt verkaufen, auch Sesam. Zum Markt im Distrikthauptort Chiure dauert es fünf Stunden mit dem Fahrrad. Das Leben ist hart und beschwerlich.

Muamula besteht aus einfachsten Lehmhütten mit Strohdächern. Die nahe Umgebung ist säuberlich geputzt, Dreck liegt nirgends rum. Wer nichts hat, macht keinen Abfall. Hühner, Ziegen und Schweine streunen durch das Dorf. Es liegt inmitten von Cashew-, Mango-, Papaya- und Bananen-Bäumen. Ausser viel Natur gibt es kaum etwas: Keinen Strom, kein Auto, keinen Laden.

Ein Brunnen für Muamula

Wir sitzen unter einem Cashew-Baum auf dem typischen Stuhl aus Holzgeflecht. Man nennt ihn «A vida começa assim!» - So fängt das Leben an!

Wir diskutieren mit Mitgliedern des Dorfentwicklungskomitees. Es vereint wichtige Persönlichkeiten und Familien, Religionen, Verantwortliche für die Wasserversorgung und die Hygiene, die Schule, das Gesundheitswesen, Bauernvereinigungen. Gefragt nach den wichtigsten Herausforderungen, tönt es in Muamula wie in allen anderen Dörfern, die wir besuchen: «Wasser ist das Problem Nummer eins. Danach die Schule», sagt uns Muico, Präsident des Komitees.

Vor drei Jahren hat Muamula begonnen, Geld für einen Brunnen zu sammeln. Zwei Prozent der Gesamtaufwendungen musste das Dorf selbst beisteuern. Umgerechnet ein Franken fünfzig pro Familie war verlangt, nicht alle konnten so viel aufbringen. Den Rest bezahlte Helvetas. Insgesamt rund 8'000 Franken.

Nach jahrelanger Vorarbeit ging die private Bauunternehmung aus der Region, die von Helvetas und der Provinzbehörde den Zuschlag bekommen hatte, in Muamula ans Werk. Sie bohrte 28 Meter in die Tiefe bis ins Grundwasser und trieb eine Kunststoffröhre hinab. Danach wurde eine Handpumpe montiert und die Zementabdeckung gebaut. Muamula hatte sauberes Wasser.

Das Dorf sorgt für den Unterhalt

«Es ist wunderbar für uns», sagt Muico. «Die Durchfallerkrankungen sind seither markant zurückgegangen.» Aber der Brunnen genügt nur für etwa ein Drittel der Einwohner. Die Mehrheit muss noch immer Wasser von ungeschützten Stellen aus der Umgebung holen.

Der Brunnen in Muamula ist liebevoll eingezäunt und wird peinlich sauber gehalten. Ein Ausdruck für die Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wird. Und ein Zeichen dafür, dass der Unterhalt organisiert ist. Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit Helvetas. Deshalb hat Muamula ein Dorfentwicklungskomitee gegründet und Verantwortliche für den Brunnenunterhalt bestimmt.

Das Komitee wird von der Dorfbevölkerung gewählt und sorgt dafür, dass Entscheide an der Basis gefällt und von ihr getragen werden. An regelmässigen Meetings werden Probleme erörtert, Prioritäten gesetzt und Lösungen diskutiert. Helvetas berät das Komitee und bildet einzelne Mitglieder in ihren Verantwortungsbereichen in regionalen Ausbildungskursen weiter. «Wir haben viel gelernt», stellt Muico fest. «Wie man die Wasserversorgung unterhält etwa, oder wie die Ernte vergrössert und besser verkauft werden kann, damit wir ein höheres Einkommen haben.»

Entscheidend sind Eigeninitiative und Organisation

Eigeninitiative und Organisation sind die Grundlagen für einen erfolgreichen Projektverlauf. Wie wichtig diese Elemente sind, zeigt der Besuch eines anderen Dorfes in der Nähe. Dort verläuft das Treffen mit dem Komitee harzig, Motivation ist kaum zu spüren. Dieser Eindruck wird beim Besuch des erst vor kurzem realisierten Brunnens bestätigt: Weil der Brunnen weniger Wasser als erwartet hergibt, haben die Dorfbewohner begonnen, um den Brunnen Dutzende zusätzliche Löcher zu graben. Eine Kraterlandschaft ist entstanden, ein Chaos.

Fatima Assine regt sich fürchterlich auf. Sie ist Mitarbeiterin von Helvetas und für die Betreuung der Dörfer im Distrikt Chiure zuständig. Sie redet den Mitgliedern des Dorfentwicklungskomitees ins Gewissen: «Es ist wichtig, dass ihr mehr Aufklärungsarbeit verrichtet, sonst erreichen wir keine dauerhafte Lösung.»

Fatima ist seit 14 Jahren in der Dorfarbeit tätig, hat Ausbildungen in Dorfpartizipation und Konfliktmanagement absolviert. «Jedes Dorf ist anders», erzählt sie uns. «Ich höre nicht auf, die Leute zu motivieren. Wenn ich in einem Dorf Interesse und Eigeninitiative spüre, bin ich zufrieden.»

Das Dorfkomitee als Kern der Dezentralisierung

Helvetas war Vorreiterin mit der Etablierung von Dorfentwicklungskomitees. Mittlerweile haben sie eine feste Rolle in den Gemeinden bekommen. Was 1999 mit ersten Pilotprojekten begonnen hatte, gilt seit letztem Jahr überall in Mosambik: Die Zentralregierung hat die Budgetkompetenz an die Distrikte und die Zuständigkeit für die Dorfplanung an die Dörfer delegiert. Dezentralisierung ist Programm.

Der Zentralstaat in der Hauptstadt Maputo - etwa so weit von Muamula entfernt wie Zürich von Moskau - hat die Kompetenzen nicht ganz freiwillig abgegeben: Die Dezentralisierung erfolgt auch auf Anregung der internationalen Gebergemeinschaft. Diese hat ein starkes Gewicht: Mehr als die Hälfte des Staatsbudgets und beinahe ein Viertel des Bruttoinlandproduktes von Mosambik kommt von der internationalen Hilfe.

Bei derart starker Unterstützung ist es besonders wichtig, lokale Kapazitäten aufzubauen. Nur so können die Mittel sinnvoll verwaltet und eingesetzt werden. Einfach ist das nicht, wie das Beispiel von Chiure zeigt. Die Distriktverwaltung hat zwar aus Maputo eine moderne Buchhaltungssoftware bekommen, aber die Stadt mit 15'000 Einwohnern hat keinen Strom...

Brunnenbau im Wettlauf gegen die Zeit

In der Distriktverwaltung von Chiure sitzt auch Arnaldo Mueha. Er hat den Wasserbereich unter sich. Arnaldo nimmt die Bedürfnisse aus den Gemeinden auf und bespricht sich mit den Dorfvertretern. Anschliessend hilft er - unterstützt von Fatima - einem Distriktkomitee, Prioritäten festzulegen und Massnahmen zu planen. Verträge mit Helvetas halten fest, welche Anlagen durch Helvetas erstellt und finanziert werden.

Von der Viertelmillion Menschen im Distrikt, dessen Grösse etwa derjenigen der Innerschweiz entspricht, hat weniger als die Hälfte Zugang zu sauberem Trinkwasser. Insgesamt gibt es etwas mehr als 200 Brunnen, einige stammen noch aus der Kolonialzeit. Und fast die Hälfte funktioniert nicht mehr. «In der Zeit, in der wir einen Brunnen bauen oder reparieren, gehen zwei kaputt», sagt uns Arnaldo Mueha. Das nicht, weil sich die Leute nicht um sie kümmerten: Pumpenteile wie Dichtungen, Ventile und Rohre nützen sich ab und müssten ersetzt oder geflickt werden. Aber es gibt nicht genügend Ersatzteile.

Fehlender Markt für Ersatzteile

Dass es an Ersatzteilen mangelt, zeigt der Augenschein in einem Verkaufsladen in Chiure. Dort sind die Regale zur Hälfte leer. Auf den anderen gibt es hauptsächlich Lebensmittel, Mais, Zucker, Gemüse und Bohnen. Dazu ein paar Stoffe. An der Wand hängen wenige Pumpenteile. «Ich kriege kaum Ersatzzteile», stellt die Ladenbesitzerin Madalena Soda fest. «Deshalb fragen die Leute aus den Dörfern gar nicht mehr danach.»

80 Prozent der Pumpen kommen aus dem benachbarten Tansania, 20 Prozent werden in Maputo fabriziert. Für diese grossen Unternehmen besteht wirtschaftlich noch kein Anreiz, in den abgelegenen Regionen für Nachschub zu sorgen. Und dem Staat fehlen die Mittel, diesen zu gewährleisten. Die Lösung läge im Aufbau eines regionalen Marktes. Das aber braucht Zeit.

In der Provinz Cabo Delgado - doppelt so gross wie die Schweiz - gibt es heute erst ein einziges Geschäft, das Pumpenersatzteile an lokale Läden verkauft. Um das Angebot anzukurbeln, hat Helvetas in der Provinzhauptstadt Pemba ein Pilotprojekt gestartet. In der Werkstatt von Raimundo Empranha werden neuerdings nicht nur Fahrräder repariert und Ziegelpressen verkauft, sondern auch erste Prototypen von Pumpenersatzteilen kostengünstig hergestellt. Es ist die erste Werkstatt mit diesem Angebot.

Hunderte Todesfälle täglich

Eine nachhaltige Lösung braucht Zeit. Aber die nötige Geduld aufzubringen, fällt schwer: Die gesundheitlichen Folgen der schlechten Wasserversorgung sind immens. In Mosambik sterben jeden Tag 450 Kinder unter zehn Jahren. «Die meisten Krankheiten hängen mit schlechtem Trinkwasser und unhygienischen Lebensbedingungen zusammen», stellt Distriktarzt Abdul Impasso fest. Durchfall, Wurmbefall, Malaria und Cholera bringen den Tod.

Abdul Impasso spricht vor eine Gruppe Menschen über Krankheiten, die mit Wasser zusammenhängen. Es ist ein Auffrischungskurs für Leute, die in den Dörfern für den Brunnenunterhalt oder für Hygiene-Promotion zuständig sind. Der Kurs wird mit Unterstützung von Helvetas von einer lokalen Organisation durchgeführt.

Maria Nahocote ist daran, unter Anleitung eine Latrine zu bauen. Sie wurde von ihrem Dorf in den Kurs geschickt. «Ich finde es toll, mich hier weiterbilden zu können», sagt sie. Begeistert äussert sich auch Jaime N'lela: «Ich arbeite schon lange in der Hygieneanimation in unserem Dorf und bin sehr motiviert, hier meine Kenntnisse noch zu verbessern.»

Übernachten in Muamula

Es ist später Nachmittag in Muamula. Amina holt Wasser am Brunnen. Wir begleiten die 23-Jährige zur Hütte, wo sie mit ihrem Mann Antonio und dem Baby Madalena wohnt. Amina beschreibt uns ihren Tagesablauf: «Am Morgen hole ich Wasser. Danach helfe ich meinem Mann auf dem Feld, wo wir Erdnüsse, Bohnen, Maniok, Mais und Hirse anbauen. Zurück vom Feld koche ich für uns das Essen. Danach gehe ich wieder Wasser holen.»

Die junge Familie verdient etwas Geld mit dem Verkauf von Sesam. Geld, mit dem sie Kleider, andere Lebensmittel oder Seife kaufen kann. Die Frage nach den Zukunftswünschen bringt Amina in Verlegenheit. In Muamula lebt man im Hier und Jetzt. Dennoch sagt sie: «Ich möchte noch mehr Kinder haben. Sie sollen gut aufwachsen und die Schule besuchen können. Und später auch mir helfen.»

«Salama» Amina, mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen!

von Andreas Friolet, ehemaliger Helvetas Mitarbeiter

Quelle: Text Helvetas 2010

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Unterlagen
Afrika Wasser Welt Wasser
Mosambik So fängt Leben an! Wasser für eine Million
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Quelle:
HELVETAS
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HELVETAS
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Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung
Malaria Info Siedlungshygiene Info Malaria Info
Malaria Faktenblatt Gesundheit und Würde Malaria in Tansania
376 KB PDF Download
1 MB PDF Download
528 KB PDF Download
Quelle:
Schweizerisches Tropeninstitut
Quelle:
DEZA
Quelle:
Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung
Afrika Info Afrika Info Afrika Info
Burkina Faso Faktenblatt Uganda Faktenblatt Gesundheitssysteme in Mali
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Quelle:
OEZA
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OEZA
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Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung

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