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Swissgrid: Das Höchstspannungsnetz
Referat von Yves Zumwald, CEO a.i. Swissgrid
anlässlich der Medienkonferenz vom 4. Februar 2016

Infrastrukturpartnerschaften schaffen Mehrwert

Ich möchte aufzeigen, wieso wir von Swissgrid überzeugt sind, dass diese Idee und dieses Projekt sinnvoll sind. Vorweg ist zu bemerken, dass zwei Drittel des heutigen Übertragungsnetzes von insgesamt rund 6'700 km aus den 50er- und 60er-Jahren stammen und nur ein Drittel des Netzes nach 1980 datiert. Unsere Strominfrastruktur hat bis heute den fortwährenden Ausbau unserer Industrie ermöglicht, die von einer Qualität der Stromversorgung profitiert, um die uns viele Länder beneiden.

Oft wird vergessen, dass das Höchstspannungsnetz die Grundlage unseres Stromsystems ist. Seine Hauptaufgabe ist die Sicherstellung eines konstanten Gleichgewichts zwischen Produktion und Verbrauch sowie die Gewährleistung, dass sämtliche Produzenten und Verbraucher entweder direkt oder indirekt über Verteilnetzbetreiber mit dem Netz verbunden sind. Doch seit 2008 ist die Strombranche gezwungen, sich grundsätzlich infrage zu stellen und durchläuft einen tiefgreifenden strukturellen Wandel. Die Veränderungen in der Schweizer Stromproduktion, der Anschluss neuer leistungsstarker Grosskraftwerke mit Doppelfunktion wie Linth-Limmern, Nant de Drance und Veytaux - sogenannte Pumpspeicherkraftwerke -, die in der Energiestrategie 2050 des Bundes dargelegte Energiewende und nicht zu vergessen die historische Funktion der Schweiz als Stromdrehscheibe innerhalb von Europa legen die strukturellen Engpässe im Übertragungsnetz offen, denn Letzteres hat sich über die Jahre leider nicht im selben Masse weiterentwickelt. Zuzuschreiben ist dies insbesondere den sich lange hinziehenden Baubewilligungsverfahren und natürlich auch einer geringen Akzeptanz solcher Infrastrukturbauten in der Bevölkerung.

Diese Paradigmawechsel sie sind die massgebenden Treiber für den dringenden Ausbau und die Modernisierung unserer Übertragungsnetz-Infrastruktur. Mit dem «Strategischen Netz 2025» hat Swissgrid letztes Jahr analysiert, welches Netz die Schweiz in zehn Jahren braucht. Insgesamt wurden 13 Projekte identifiziert. Das Projekt zur Netzverstärkung Mettlen-Ulrichen, also die Grimselleitung, ist ein Schlüsselelement für das «Strategische Netz 2025».

Das Projekt, um das es heute geht, umfasst im Wesentlichen eine Netzverstärkung hinsichtlich Transportkapazität sowie eine Spannungserhöhung bei der bestehenden 87 km langen 220-kV-Leitung auf 380 kV. Durch die Netzverstärkung würden bestehende Engpässe eliminiert und Vorteile beim Ausgleich zwischen Last- und Produktionszentren geschaffen. Der Ausbau und die Modernisierung des Übertragungsnetzes drängen aufgrund der vielfältigen und hohen Ansprüche sowie der bestehenden strukturellen Engpässe. Es ist geplant, dass die verstärkte Leitung zwischen Mettlen und Ulrichen 2025 in Betrieb genommen werden kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist Swissgrid auf effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren angewiesen. Die jahrelangen Verzögerungen von Projekten, wie wir sie heute oft erfahren, bringen keinen Nutzen, für niemanden. Swissgrid ist bestrebt, bei allen Projekten die sinnvollste Lösung zu suchen, und zwar sowohl hinsichtlich Umweltverträglichkeit wie auch auf gesellschaftlicher, technischer und natürlich finanzieller Ebene. Synergiepotenziale mit anderen linearen Infrastrukturen wie SBB-Bahnstrom, Verteilnetze oder Autobahnen werden systematisch geprüft und in Betracht gezogen, wo sich diese als sinnvoll erweisen und ins Stromsystem passt. Wie bei all unseren Projekten üblich sind wir angehalten, nicht nur eine Variante auszuarbeiten, sondern mehrere. Hier sind es konkret drei Varianten: erstens die Variante einer Freileitung über den Pass - hier würde die bestehende Leitung ersetzt, zweitens die Variante einer alleinigen Erdverkabelung und drittens die Variante einer Kabelführung durch den Grimseltunnel. Der definitive Variantenentscheid fällt nach einer sorgfältigen Abwägung von raumplanerischen, technischen, wirtschaftlichen und Umweltaspekten durch die verfahrensführende Behörde.

Die ursprüngliche Machbarkeitsstudie für die Grimselbahn, die die Kantone Bern und Wallis in Auftrag gegeben haben, wurde überarbeitet und mit unserem Projektvorhaben erweitert. Diese gemeinsame Studie von Bahn und Höchstspannungskabel wurde im letzten Sommer abgeschlossen. Es hat sich gezeigt, dass das Projekt mit einer Kombination der beiden Infrastrukturen potenziell machbar und eine Weiterführung interessant wäre.

Aus unserer Sicht bietet das Projekt der Kabelvariante durch den Tunnel viele Vorteile und ist eine grosse Chance:

Das Schutzgebiet Handegg-Grimselpass würde von der Freileitung entlastet. Insgesamt könnten 121 Strommasten und 22 km Stromleitung abgebaut werden, davon alleine im Grimselschutzgebiet 34 Masten auf 7,5 km Länge.

Die aktuell im durch Lawinen, Murgänge oder Felsstürze gefährdeten Gebiet geführte Verbindung würde sicherer und teure Schutzmassnahmen würden entfallen.

Durch die Verkabelung im Tunnel entfallen die Emissionen der Stromleitung in diesem Gebiet.
Lassen Sie mich noch etwas zu den Kosten sagen: Wir rechnen mit 580 Millionen Franken Gesamtkosten für das Projekt, wobei die Aufteilung der Kosten gemäss Aufwand erfolgen soll. Es wird keine Quersubventionierungen geben. Jede Partei trägt ihre Kosten selber.

Fazit

Eine Infrastrukturpartnerschaft Grimselbahn-Swissgrid schafft einen deutlichen Mehrwert für alle, nicht nur für die Beteiligten. Die Verkabelung durch den Grimseltunnel wäre aus den dargelegten Gründen eine gute Lösung. Wir sehen hier eine grosse Chance, eineinmaliges Synergiepotenzial der Strom- und Bahninfrastrukturen zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis zu realisieren. Packen wir sie an!

Quelle: Text Swissgrid, 4. Februar 2016

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