Die Klimaveränderung ist das wissenschaftliche und politische Topthema der Gegenwart. Obwohl es den Klimawandel schon immer gibt, ist er in den letzten Jahren in den Fokus des weltweiten Interesses gerückt! Woran liegt das? Wir Menschen greifen massiv in das Klimageschehen ein. Der Klimawandel ist deshalb nicht nur ein attraktiver Forschungsgegenstand, sondern beliebter Diskussionsstoff von Talkrunden. Die Folgen dieser Veränderung können die nationalen Wetterdienste bereits beobachten und messen. So ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts die globale Jahresmitteltemperatur um gut 0,7 Grad angestiegen. In Deutschland waren es sogar 0,9 Grad. Dieser Anstieg erfolgte jedoch nicht gleichmässig, sondern hat sich in den vergangenen 50 Jahren beschleunigt. Zugleich erleben wir, dass weltweit trockene Gebiete immer trockener und feuchte Gebiete immer feuchter werden. Die Folgen dieser Entwicklung - immer heftigere Dürren mit Hungersnöten oder Überschwemmungen - kennen wir aus den Medien. 2007 gehörte zu den zehn wärmsten Jahren seit 1860 Obwohl ein einzelnes Jahr niemals Beleg für einen Klimatrend sein kann, gab es 2007 Ereignisse, die gut ins Bild des unaufhaltsam rollenden Klimazuges passen. 2007 gehört zu den zehn wärmsten Jahren seit 1860. Eine Folge war: Die Polarforscher konnten im vergangen Jahr die geringste arktische Meereisausdehnung seit 1979 beobachten. Die Nordwest-Passage ist befahrbar geworden. In Europa erlebten wir einen aussergewöhnlich milden Winter und ein deutlich zu warmes Frühjahr. Im Juli 2007 kam es in England zu den schwersten Überschwemmungen seit mehr als 60 Jahren. Auch 2007 ist der Meeresspiegel um etwa drei Millimeter angestiegen. Seit 1870 sind es inzwischen 20 Zentimeter. Diese Trends mit ihren zum Teil bedrohlichen Folgen werden wahrscheinlich anhalten. Das erwarten die Zukunftsszenarien der Klimaforscher und legt der Blick in die exakt gemessene Klimageschichte der vergangenen 100 Jahre nahe. Da das Klimasystem wie das Wetter keine nationalen Grenzen kennt, ist internationale Zusammenarbeit bei der Beobachtung und Analyse der Klimaveränderung seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Ich bin froh, dass inzwischen auch bei den Entscheidungen und Massnahmen zur Anpassung an die Klimaveränderung globales Denken und Handeln voran kommt. Internationale Kooperationen sind unsere einzige Chance, wirkungsvolle Strategien zur Anpassung an den Klimawandel umzusetzen. Der Deutsche Wetterdienst stellt sich dieser Herausforderung durch umfassende internationale Zusammenarbeit. Ein Schwerpunkt unseres internationalen Engagements ist das Klimamonitoring - also die Beobachtung und Überwachung des Klimas sowie die Auswertung und Interpretation solcher zuverlässiger Beobachtungsdaten. Ich darf Ihnen zwei Beispiele nennen: Mit seinem Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie (WZN) sammelt und bewertet der DWD im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie - einer UN-Tochter - weltweit alle verfügbaren Daten zum Niederschlag. Ohne diese Leistung gäbe es keine belastbaren Zahlen zur Niederschlagsentwicklung in den Berichten des internationalen Klimabeirates (IPCC). In Europa federführend verantwortlich ist der DWD auch beim Klimamonitoring mit Hilfe von Satelliten. Im Auftrag von Eumetsat, der europäischen Organisation für den Betrieb von Wettersatelliten, steuert und koordiniert der DWD die Nutzung von Satellitendaten für die Beobachtung des Klimas. Die Satellitenklimatologie trägt entscheidend dazu bei, weisse Flecken auf der Weltkarte der KlimaÜberwachung zu schliessen - denken Sie an die Ozeane, wo es kaum Beobachtungen 'vor Ort' gibt. Durch sein internationales Engagement, seine weltweite Vernetzung und seine Funktion als Nationales Klimadatenzentrum der Bundesrepublik Deutschland ist der DWD in der Lage, den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland belastbare Aussagen zum Zustand und zur Entwicklung des Klimasystems bereitzustellen. Diese Politikberatung ist eine zentrale Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes. Erst belastbare Klimafakten ermöglichen der Politik und der öffentlichen Verwaltung zu entscheiden, wie sich unser Land frühzeitig auf den Klimawandel und seine Auswirkungen einstellen muss. Die Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stellt, sorgen aber nicht nur international für mehr miteinander. Auch in Deutschland rückt die 'Klima-Community' enger zusammen. Die Aufgaben, die vor uns liegen sind so gross, dass für Einzelkämpfer kein Platz ist. Deutschland verfügt über eine international anerkannte klimatologische Kompetenz. Die Basis hierfür liefert der DWD. Inzwischen treiben die wichtigsten Einrichtungen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, die Zusammenarbeit bei der Forschung und die Bündelung von Ressourcen intensiv voran. Dazu gehört auch der Deutsche Wetterdienst. Dieser Prozess wird von der Politik aktiv unterstützt. Zu den wichtigsten nationalen Kooperationen, an denen der DWD teil nimmt, gehört die neue Behördenallianz. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Technisches Hilfswerk (THW), das Umweltbundesamt (UBA) sowie der DWD haben sich zusammengeschlossen. Unser Ziel ist, der Bundesregierung und den Katastrophenschutzbehörden aus einer Hand zuverlässige und wissenschaftlich abgesicherte Aussagen zu den Klimatrends und deren möglichen Folgen zu vermitteln. Das ist praxisorientierte Beratung von Politik und Administration im besten Sinne. Eine weitere zukunftsweisende Kooperation mit Beteiligung des DWD ist das im Herbst 2007 beschlossene Deutsche Klimakonsortium (DKK). Hier haben sich kompetente ausseruniversitäre Forschungseinrichtungen und Universitätsinstitute zusammengefunden. Ziele des DKK sind zum Beispiel die fachübergreifende Bündelung der Expertisen zum Thema Klimawandel und die Information von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu Fragen des Klimawandels. Der DWD hat im Juli 2007 erstmals einen Klimaworkshop veranstaltet und dazu die wichtigsten deutschen Klimaforschungseinrichtungen an einen Tisch geholt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie vergleichbar und wie nutzbar die verschiedenen regionalen Klimamodelle sind, die auch Deutschland beschreiben. Das Fazit war ernüchternd: Zwischen den Prognosen der regionalen Modelle bestehen noch erhebliche Unterschiede. DWD vergleicht regionale Klimamodelle für die Klimaberatung in Deutschland Um für die Nutzer von Aussagen zum regionalen Klimawandel mehr Licht ins Dunkel zu bringen, hat sich der DWD dieses Problems angenommen. Da wir selbst keine Präferenz für ein bestimmtes Klimamodell haben, sind wir neutral. Der DWD wird die unterschiedlichen Szenarien und regionalen Modellrechnungen der Klima-Modellierer so verdichten, dass wir die Spannbreite der zu erwartenden Klimaänderungen bestimmen können. Das ermöglicht uns dann die Politik, Behörden und die Wirtschaft - also unsere Schlüsselkunden - zu den Auswirkungen des Klimawandels zu beraten. Beispiele hierzu sind Bereiche wie die Wasserwirtschaft, der Hochwasserschutz oder die Stadt- und Gebäudeplanung. Die Frage nach dem Ja oder Nein von Klimaveränderung hat sich erledigt. Der Klimawandel ist Teil unseres Alltags. Jetzt kommt es entscheidend darauf an, alle Kräfte und alle Erkenntnisse zu bündeln, um die Folgen der Klimaveränderung in den Griff zu bekommen. Dazu leistet die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem nationalen Wetterdienst, dem DWD, weltweit einen wichtigen Beitrag.
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