Grafik
Klima im Wandel - Berichte zum globalen Klimawandel
Grafik Grafik
end
Grafik
Grafik Klimaberichte
Nordost-Passage bald wieder eisfrei?
Bildung von Polynien
Grafik Klimawandel
Weiterführende Informationen
Grafik
Grafik
Thema: Klimawandel Klima Geografie - Erdkunde
Grafik
vorangehende Seiteend
Klimaerwärmung
2012: Nordost-Passage im Arktischen Ozean bald wieder eisfrei?

Wintermessungen zeigen dünnes Meereis in der Laptewsee, das auf eine frühe und grossflächige Sommerschmelze hindeutet.

Die Nordost-Passage, der Seeweg entlang der Nordküste Russlands, wird in diesem Sommer vermutlich wieder frühzeitig eisfrei sein. Diese Vorhersage treffen Meereisphysiker des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft nach Messflügen über der Laptewsee, einem Randmeer des Arktischen Ozeans. Es gilt unter Experten als "Eismotor der Arktis". Zum Ende des vergangenen Winters stiessen die Forscher hier allerdings auf grosse Eisflächen, deren Dicke maximal 50 Zentimeter betrug und kaum ausreichen wird, um der Sommersonne für eine lange Zeit zu trotzen.

Bildung von Polynien

"Diese Ergebnisse haben uns sehr überrascht", sagt Expeditionsteilnehmer Dr. Thomas Krumpen. Bei vorhergehenden Messungen im Winter 2007/2008 sei das Eis im selben Gebiet bis zu einen Meter dicker gewesen. Verantwortlich für diese deutlichen Unterschiede ist seiner Meinung nach in erster Linie der Wind "Er verhält sich von Jahr zu Jahr anders. Weht der Wind wie im vergangenen Winter vom Festland auf das Meer hinaus, drückt er dabei das Packeis aus der Laptewsee Richtung Norden. Auf diese Weise entstehen vor der Küste offene Wasserflächen, die sogenannten Polynien. Ihr Oberflächenwasser kühlt bei einer Lufttemperatur von minus 40 Grad Celsius natürlich sehr schnell aus. Neues dünnes Eis bildet sich und wird vom Wind sofort wieder abtransportiert. Aufgrund dieses Kreislaufes entstehen dann auf der Laptewsee je nach Windstärke und -kontinuität verschieden grosse Dünneisflächen", erklärt Thomas Krumpen.

Wie gross diese Flächen jedoch tatsächlich werden können, war dem Expeditionsteam bis zu seinen Messflügen im März und April dieses Jahres nicht bewusst. Stellenweise flogen die Forscher mit ihrem Helikopter rund 400 Kilometer weit über ausschliesslich dünnes Eis hinweg. An einem Kabel unter dem Hubschrauber hing dabei "EM-Bird", der torpedoförmige elektromagnetische Eisdickensensor des Alfred-Wegener-Institutes. Er erfasste stetig die Dicke der Eisschollen. "Wir haben jetzt einen einmaligen Datensatz, mit dem wir vor allem die Messungen des Erderkundungssatelliten SMOS überprüfen wollen", sagt Thomas Krumpen.

Hinter der Abkürzung SMOS (Soil Moisture and Ocean Salinity) steckt eigentlich eine Satellitenmission zur Fernerkundung der Bodenfeuchte des Festlandes und des Salzgehaltes der Meere. Der Satellit der Europäischen Weltraumagentur (ESA) kann jedoch auch für die Vermessung des arktischen Meereises eingesetzt werden. "Mit ihm lassen sich vor allem solche dünnen Eisflächen, wie wir sie gesehen haben, aus dem All erfassen", so Thomas Krumpen.

Die SMOS-Satellitenmessungen von März und April dieses Jahres bestätigen, dass die vom Expeditionsteam entdeckten Dünneisflächen kein örtlich begrenztes Phänomen waren: "Ein grosser Teil der Nordost-Passage war am Ende des Winters durch überraschend dünnes Eis geprägt", sagt Thomas Krumpen.

Die neuen Erkenntnisse der erfolgreichen Winterexpedition geben den Wissenschaftlern zu denken: "Diese riesigen, neu entstandenen Dünneisflächen werden die ersten sein, die im Zuge der Sommerschmelze verschwinden werden. Und wenn das dünne Eis so schnell schmilzt, wie wir vermuten, wird die Laptewsee und damit ein Teil der Nordost-Passage in diesem Sommer vergleichsweise früh eisfrei sein", sagt der Meereisphysiker.

In der Vergangenheit war die Laptewsee stets von Oktober bis zum Ende des darauffolgenden Juli mit Meereis bedeckt und für Schiffe maximal zwei Sommermonate lang befahrbar. Im Jahr 2011 aber war das Eis bereits in der dritten Juliwoche so weit zurückgewichen, dass im Laufe des Sommers erstmals 33 Schiffe die Reise durch die arktischen Gewässer Russlands meisterten. Im Jahr zuvor waren es zehn gewesen.

Die Nordost-Passage gilt für Reedereien als zeit- und treibstoffsparende Alternative zur herkömmlichen Europa-Asien-Route. Ist die Wegstrecke von Rotterdam in das japanische Yokohama über die Nordost-Passage doch etwa 3800 Seemeilen kürzer als die Verbindung über den Suezkanal und den Indischen Ozean.

Allgemeine Informationen zum SMOS-Satelliten finden Sie auf der ESA-Website unter http://www.esa.int/esaCP/SEMB4L4AD1G_Germany_0.html und speziell zu den Meereisdickenmessungen des Satelliten unter http://www.esa.int/esaLP/SEM361BX9WG_index_0.html

Quelle: Alfred-Wegener-Institut AWI, Bremerhaven, Juni 2012

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der grössten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Grafik
Grafik Weitere Informationen über die Laptewsee
Arktis Kooperation im Ölgeschäft Arktische Küsten auf dem Rückzug
Klimaarchiv in der terrestrischen Arktis Lena-Delta: deutsch-russische Zusammenarbeit
Grafik
Projekt "Laptewsee": Bilanz 2012
Grafik
Grafik
Grafik Weitere Informationen über die Nordwest- und die Nordost-Passage im Arktischen Ozean
2007 Nordwest-Passage eisfrei 2010 Schiffstransporte durch die Nordost-Passage
2011 Nordwest-Passage eisfrei Grafik
Arktis Kooperation im Ölgeschäft Arktische Küsten auf dem Rückzug
Grafik

nach oben

Grafik
Die Klimaforscher engagieren sich deshalb gemeinsam mit 26 Partnern aus neun europäischen Ländern in dem neuen Projekt "ACCESS: Arctic Climate Change, Economy and Society" (Arktischer Klimawandel, Wirtschaft und Gesellschaft). Aufgeteilt in fünf Arbeitsgruppen wollen die Forscher darin folgende drei Leitfragen beantworten: Wie werden sich Transport, Tourismus, Fischerei und Ressourcenausbeutung in der Arktis zukünftig gestalten? Welche Risiken für Natur und Mensch bergen diese Entwicklungen und mithilfe welcher Regelungen können diese Risiken begrenzt werden?
Grafik Externe Links
Grafik
Eisbedeckung der Arktischen Region
Grafik
NSIDC Antarctic Ice Extend
NSIDC Antarctic Ice Extend
Uni Bremen Antarctic Ice Extend
Meereisportal Deutschland
Grafik
Forschungsschiff «Polarstern»
Grafik
AWI Position der «Polarstern»
Sailwx Position der «Polarstern»

nach oben

Weiterführende Informationen
2007 Nordwest-Passage eisfrei
Auf Baffin immer weniger Eis
Schmilzt das Eis an den Polen der Erde? Nordpolarmeer: Erwärmung ungebrochen
Grönland bald ohne Eis? 2010 Meereisausdehnung in der Arktis sehr gering
Eis- und Klimaforschung in der Antarktis 2010 Schiffstransporte durch die Nordost-Passage

Grafik Externe Links
Grafik
Grafik Externe Links
Arctic Portal: Arctic Maps
Grafik
top
vorangehende Seite Grafik