Die Social Networking Sites tragen dem Wunsch unzähliger Internetbenutzerinnen und -benutzer Rechnung, welche möglichst an Allem möglichst umfassend, schnell und kostenlos teilhaben zu wollen.
Sogenannte "Identitätsjäger" benutzten die so gesammelten Informationen gegen die Interessen der ausspionierten Personen. Die persönlichen Informationen werden an Spammer und Internetbetrüger weitergegeben.
Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass Internetgiganten wie Google oder Facebook neue beeindruckende Dienstleistungen und Tools anbieten. Sie funktionieren immer nach dem gleichen Muster: Der Dienst verbreitet die Illusion, er sei gratis. Aber die Nutzer bezahlen mit ihren persönlichen Daten, die sie im Gegenzug preisgeben. Und die Anbieter solcher Dienste generieren ihre Einnahmen über die Werbung. Diese steigen, je mehr Personen solche Dienste in Anspruch nehmen und je gezielter die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer analysiert werden können. Die Geschäftsmodelle basieren auf der Überlegung, dass die Nutzer bereit sind, Informationen zur Verfügung zu stellen, wenn sie dafür ein nützliches Produkt erhalten, das ihnen das Leben erleichtert. Auf einfache Weise mit Freunden in Kontakt zu treten, das richtige Rezept für das Abendessen oder das passende Restaurant in der Umgebung zu finden, oder auf dem Stadtbummel interessante Angebote von Geschäften zu erhalten. Auf der Suche nach möglichst vielen Benützern und Werbemöglichkeiten stellen die Anbieter laufend neue Applikationen zur Verfügung. Bei unserer Analyse dieser Entwicklung haben sich vier Konstanten herauskristallisiert, die uns zu konkreten Schritten veranlasst haben: Gesetzgebung: Hier sehen wir einen klaren Handlungsbedarf. Weil die Anbieter solcher Applikationen an möglichst viele Informationen ihrer Nutzer herankommen wollen, sind deren Grundeinstellungen stets auf grösstmögliche Offenheit ausgerichtet. Wer mehr Privatsphäre will, muss sich durch seitenlange unübersichtliche Datenschutzerklärungen klicken und versteht oft nicht, mit welchen Konsequenzen er bei welcher Einstellung rechnen muss. Wir sind der Meinung, dass das Gesetz in diesem Bereich angepasst werden muss. Solche Applikationen sollten stets von der Grundannahme ausgehen müssen, dass jeder Nutzer die grösstmögliche Privatsphäre will, dass also derjenige handeln muss, der darauf verzichten will, indem er seine Daten freigibt.
Die European Network and Information Security Agency (ENISA) hat einige Gefahren des "Social Networking" aufgelistet: Digitale
Dossiers:
Das Internet-Netzwerk vergisst nichts und nie. Jedes digitale Foto, jede schriftliche Meinungsäusserung, jedes Tondokument, jedes Video usw. wird irgendwo gespeichert. Die Gesamtheit der Informationen kann mit speziellen Software-Entwicklungen in Personen-Dossiers zusammengefügt werden. Die Benutzerinnen und Benutzer der Sozialen Netzwerke haben keine mehr Kontrolle über ihre Daten. Gesichtserkennung:
Digital gespeicherte Bilder können mit Personendossiers verknüpft werden. Die Gefahr solcher Verknüpfungen steigt, wenn die Bilder mit Namen bezeichnet oder mit Texten, welche Namen oder persönliche Daten enthalten, beschrieben werden.
CIBIR
(Content-Based Image Retrieval):
Diese Technologie ermöglicht es, Räume (Zimmer, Häuser usw.) , welche auf digitalen Bildern erkennbar sind, anhand von bestimmten Merkmalen zu identifizieren. In Kombination mit der Gesichtserkennung und den Personendossiers lassen sich so bestimmte Personen eindeutig identifizieren. Die Datensammlern können die identifizierten Personen mit Ruf schädigenden Aktionen wie Stalking (andauerndes Belästigen und Verfolgen mit u.a. Telefonanrufen) , Cyber-bullying (Personen im Internet blamieren und blossstellen), gezieltes Ausspionieren usw. grosse Unannehmlichkeiten bereiten. Stimmerkennung: Das Erkennen von Stimmen aufgrund ihrer u.a. Tonfrequenzen und Tonfolgen
ist schon seit längerem bekannt.
2008 haben in der Schweiz erstmals die Strafbehörden ein Strafverfahren gegen jungendliche Verkehrsrowdies eingeleitet. Die Angeklagten hatten ihre Untaten auf einem Video-Portal veröffentlicht. Die Polizei hat das Video analysiert und dabei die örtlichkeit der Straftat, die Namen der Beteiligten und auch die Höhe der Geschwindigkeitüberschreitung herausgefunden. Mit den neuen technischen Hilfsmitteln wird es künftig eher möglich sein, im Internet veröffentlichte Straftaten bestimmten Urhebern zuzuordnen.
Mehr zu Bewertungsplattformen und wie man sich gegen Einträge wehren kann:
Wie gesagt, "Social Networking" macht Spass. Es breitet vielen, vor allem jungen Menschen Freude, zusammen mit anderen bekannten oder auch unbekannten Usern in die digitale Cyberworld einzutauchen, dabei Ferienbilder auszutauschen, zu chatten, sich an Video-Blödeleien zu erfreuen usw. . Doch mit "Social Networking" ist es wie mit einigen Genussmitteln: ein übermass an Genuss, kann den Spass langfristig verderben. Bilder (Videos), worauf die Umgebung und die Gesichter der Menschen klar zu erkennen sind, nicht ins Internet stellen. Mit den eigene und vor allem mit den Daten von fremden Menschen äusserst sorgsam umgehen. Bilder (Videos) nie mit den richtigen Namen der Abgebildeten versehen (auch in den Bildkommentern nicht). Bei Aufnahmen mit erkennbaren Menschen nie die Umgebung mit Ortsangaben beschreiben. Keine Nahaufnahmen von Menschen im Internet veröffentlichen, welche diese Menschen blossstellen. Bei Fotoalben oder Video-Sammlungen gelten die Ratschläge für die gesamte Bildserie, also nicht nur für ein einzelnes Bild. Bei Chats, Foren, Userprofilen immer mit wechselnden Pseudonymen (falsche Namen) arbeiten. Dabei nie Angaben machen, welche auf die richtige Identität schliessen lassen (Geschlecht, Ortsangaben, Emailadressen usw.). Auf extreme und emotional gefärbte Meinungsäussserungen in Blogs,
Foren usw. verzichten. Textbeiträge zu emotionalen Themen nie mit
dem richtigen Namen unterzeichnen. Die Ehrlichkeit ist in dieser digitalen
Umgebung eher nicht gefragt.
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