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Schweiz Interkulturelles Zusammenleben |
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Muslime
in der Schweiz |
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Identitätsprofile, Erwartungen und Einstellungen |
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Musliminnen
und Muslime in der Schweiz |
eine äusserst heterogene Gruppe |
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Musliminnen
und Muslime in der Schweiz weisen ein heterogenes Profil auf. So gibt es
weder den Islam, den Muslim oder die islamische Religionsgemeinschaft.
Die
Zugehörigkeit zum Islam ist lediglich als ein Aspekt im Leben eines
Einzelnen zu sehen, der je nach individueller Interpretation einen eher
bestimmenden oder eher untergeordneten Stellenwert einnimmt. |
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Wie
der überwiegende Teil der Angehörigen christlicher Konfessionen
und anderer Religionen ist die grosse Mehrheit der Angehörigen muslimischer
Gemeinschaften laizistisch orientiert.
Sie
verstehen sich als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, arbeiten
in unterschiedlichsten Berufen, haben verschiedenste nationale Hintergründe
und kulturelle Traditionen, gehören unterschiedlichen sozialen Schichten
an. Das Bekenntnis zum Islam nimmt verschiedene Formen an, und die damit
verbundenen religiösen Praktiken weisen eine grosse Palette individuell
gefärbter Ausprägungen auf.
Vereinbarkeit
von Glauben und Bürgerbewusstsein |
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Die
Interviewten sind sich einig, dass die Praxis des Islam und das Selbstverständnis
als schweizerische Bürgerin oder schweizerischer Bürger problemlos
miteinander in Einklang gebracht werden können. Ein Widerspruch zwischen
Glauben und Bürgerbewusstsein ist nicht festzustellen.
Die
Mehrheit ist denn auch der Meinung, dass es ohne Schwierigkeiten möglich
sei, den Islam in den Alltag in der Schweiz zu integrieren. |
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Den
Befragten ist es überdies ein grosses Anliegen, dass ihre Zugehörigkeit
zum Islam nicht als bestimmendes Kriterium verwendet wird, über das
sie als Akteurinnen und Akteure in unterschiedlichsten Zusammenhängen
- sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder im nachbarschaftlichen Zusammenleben
- häufig definiert werden.
Bekenntnis
zu demokratischen Grundwerten und zur schweizerischen Rechtsordnung |
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Die
befragten Musliminnen und Muslime stehen zu den demokratischen Grundwerten
der Schweiz und der damit verbundenen Rechtsordnung. Es besteht eine ausdrückliche
Einigkeit über die Ablehnung von Praktiken, die häufig mit dem
Islam in Verbindung gebracht werden, wie Mädchenbeschneidung, die
körperliche Züchtigung von Frauen, die Kinderheirat oder die
Polygamie. Diese Praktiken werden im Allgemeinen als Erscheinungsformen
bestimmter Traditionen betrachtet, entsprächen aber nicht einem korrekten
Verständnis des Islam.
Eine
differenzierte Sicht auf das Verhältnis der Geschlechter |
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Migrationssituationen
führen generell dazu, dass bestimmte (traditionelle) Vorstellungen
von Geschlechterrollen, insbesondere derjenigen der Frauen, in den Vordergrund
gerückt werden. Dies ist nicht nur der Fall für die Zugewanderten
selbst, sondern auch für die Mehrheitsgesellschaft, die eine spezifische
Gemeinschaft auch danach beurteilt, wie sie "ihre" Frauen behandelt. So
führen antimodernistische äusserungen einzelner Exponenten zur
Rolle der Frau im Islam naturgemäss zu aufgeregten Debatten in der
Öffentlichkeit.
Aus den Interviews lässt sich ableiten, dass
zwar durchaus unterschiedliche Positionen zum Tragen des Kopftuchs bestehen,
dass jedoch die radikalen Haltungen, die von einzelnen Religionsführern
vertreten werden, abgelehnt werden. Die Interviews ergeben, dass gewisse
Profile von Imamen oder Gebetsorten für die Glaubenspraxis der Befragten
nicht jene bestimmende Rolle spielen, die man vermuten könnte.
Eine
gewachsene gesellschaftliche Realität |
Herausforderungen für
eine gemeinsame Zukunft |
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Die
Präsenz von Musliminnen und Muslimen in der Schweiz ist eine gewachsene
gesellschaftliche Realität. Die Studie verneint nicht, dass es zwischen
der autochthonen, christlich geprägten Schweiz und den neuen religiösen
Gemeinschaften - unter ihnen als grösste Gruppe die Muslimin-nen und
Muslime - zu Differenzen kommen kann. Als Ausblick für einen verstärkten
Dialog werden Möglichkeiten einer Annäherung zwischen muslimischen
Gemeinschaften und der Mehrheitsgesellschaft skizziert. |
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Dabei
werden Diskussionspunkte wie etwa Anerkennung auf öffentlich-rechtlicher
Basis durch die Kantone, die überlassung von konfessionellen Grabfeldern
im Rahmen der Friedhofordnungen oder die Ausbildung von Imamen in der Schweiz
aufgeworfen. Dies sind Themenbereiche, die nicht nur die Mehrheitsgesellschaft
dazu veranlassen, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, sondern auch
die einzelnen muslimischen Gemeinschaften selbst.
Repräsentativität
der Studie |
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Die
Studie basiert auf dreissig qualitativen Interviews und stellt eine Momentaufnahme
dar. Es handelt sich um eine sozialwissenschaftlich anerkannte Methode,
mittels qualitativer Tiefeninterviews zu Aussagen von repräsentativem
Charakter zu kommen. Die Auswahl der Interviewten erfolgte aufgrund der
Kriterien Nationalität und Herkunft, Wohnort in der Schweiz, Geschlecht
und Alter.
Selbstverständlich erhebt diese Studie keinen Anspruch
auf statistisch erhärtete Auswertungen von quantitativem Daten- und
Zahlenmaterial. Vielmehr ist sie als Ausgangspunkt aufzufassen, um jene
gut 350'000 Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes näher kennen
zu lernen, über die bisher wenig bekannt ist. Weitere Studien, die
den daraus sich ergebenden Fragen nachgehen, sind erwünscht.
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Muslime
in der Schweiz - Identitätsprofile, Erwartungen und Einstellungen |
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Studie |
Islam
in der Schweiz |
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Studie
der Forschungsgruppe Islam in der Schweiz im Auftrag der Eidgenössischen
Kommission für Migrationsfragen EKA |
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Quelle:
Text Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen EKM 2006 |
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Externe
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