Nicht
blockieren will die SVP, sondern die Reformen auf die wirklichen Schwachstellen
lenken. Die gibt es zuhauf: in der Realschule, bei der Rekrutierung von
Lehrpersonen, bei der mit unterrichtsfremden Aufgaben überlasteten
Lehrerschaft, bei den aufgeblähten Lehrplänen etc.
Gemäss
Anhörungsvorlage zu den Gesetzeserlassen zum Bildungskleeblatt soll
gesetzlich alles zementiert werden, was aus der grössten Bildungsreform
des europäischen Kontinents hervorgehen wird, nämlich:
das
bewährte aargauische Schulsystem vollkommen umzukrempeln
eine integrierte
Gesamtschule mit vorprogrammierter Niveausenkung durchzuziehen
die dreigliedrige
Oberstufe, und damit auch die Bezirksschule, abzuschaffen
den Kindergarten abzuschaffen und durch eine nebulöse, 4 Jahrgänge umfassende
Eingangsstufe zu ersetzen
Tagesstrukturen (Blockzeiten,
Mittagstisch, pädagogisch orientierte Betreuung von 07.00-18.00 Uhr)
von oben her als "Kinderrecht" zu dekretieren, mit der zu erwartenden Kostenlawine,
die auf die Gemeinden zukommt (flächendeckende Tagesstrukturen mit
einem sogenannten Förderangebot bedeutet nichts anderes, als die Kindheit
ausserhalb der Schule teilzuverstaatlichen)
Mit
einem übergestülpten zweiten Finanzausgleich, dem sogenannten
Sozialindex, 100 Millionen Franken jährlich an "Problemgemeinden"
auszuschütten, damit diese primär kleinere Klassen bilden können.
Im Vordergrund stehen Gemeinden mit hohem Ausländeranteil, hoher Fluktuation
und tiefer Einfamilienhaus-Quote. Damit folgt dieses Kleeblatt der generellen
Kleeblatt-Philosophie: Stärkung der Minderheit der Bildungsschwächeren
zulasten des grossen Mittelfeldes, was ohne Niveausenkung nicht möglich
ist.
Im
Kanton Aargau nur noch integrativ zu schulen. Integration steht im Gegensatz
zur Sonderpädagogik. Während Sonderpädagogik Kinder mit
besonderen schulischen Bedürfnissen (körperliche oder geistige
Behinderung, schwer bildungsfähig, ungenügende Deutschkenntnisse,
Hochbegabte) in separaten Kleinklassen durch speziell ausgebildete Lehrkräfte
fördert, sollen solche Kinder im ganzen Kanton in die Regelklassen
integriert werden. Dies erfordert eine andere Methodik sowie den zusätzlichen
Einsatz von Heilpädagogen während des regulären Unterrichtes.
Faktisch ist es die Abschaffung aller differenzierten Sonderklassen. Abgesehen
davon, dass heute schon viele Kinder in den Regelklassen unterrichtet werden,
welche mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung der Lehrkräfte benötigen,
ohne dass sie Sonderschulung bekommen würden, wäre die Abschaffung
der differenzierten Sonderklassen ein Rückschritt in längst vergangene
Zeiten.
Die
Reform ist in ihrer Gesamtheit derart überrissen, dass sie nicht gelingen
kann und der Schule mehr schadet als nützt. Das BKS wird deshalb in
der Ver-nehmlassungsantwort der SVP zum wiederholten Male gebeten, die
Kraft auf eine sukzessive, etappenweise Verbesserung der Situation an der
Realschule und den Nachvollzug der aus dem Bildungsrahmenartikel folgernden
Beschlüsse zu konzentrieren. Pseudolösungen wie das vom Erziehungsrat
vorgeschlagene Untergymnasium am Standort der Gymnasien lehnen wir ab.
Der
Situation der durch eine nachteilige Sozialstrukltur benachteiligten Gemeinden
soll mit einem Sozialindex Rechnung getragen werden, der vor allem in Richtung
Senkung der Sollbestände und Pensenreduktion wirkt.
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Vernehmlassung
Bildungskleeblatt: Begleitbrief an den Regierungsrat R. Huber |
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Sehr
geehrter Herr Regierungsrat
Als
Beilage überreichen wir Ihnen unsere Vernehmlassungsantwort zu den
Folgeerlassen Bildungskleeblatt.
An
unseren mehrfach kommunizierten und begründeten Befürchtungen
halten wir fest. Das Reform-Paket ist für die Schule Aargau unverdaulich.
Die SVP zweifelt daran, dass der Grundauftrag der Schule unter diesen Umständen
noch erfüllt werden könnte.
Nicht
blockieren wollen wir, sondern die Reformen auf die wirklichen Schwachstellen
lenken. Die gibt es zuhauf: in der Realschule, bei der Rekrutierung von
Lehrpersonen, bei der mit unterrichtsfremden Aufgaben überlasteten
Lehrerschaft, bei den aufgeblähten Lehrplänen etc.
Eine
markante Verbesserung der Situation der Realschule ist schon seit langer
Zeit dringend notwendig (z.B. durch änderungen von Lehrplänen
und Zuteilung von zusätzlichen Pensen). Wir sind ebenfalls bereit,
die notwendigen Anpassungen infolge Annahme des Bildungsartikels zu unterstützen.
Alles, was darüber hinaus geht, lehnen wir ab. Insbesondere die völlige
Aushebelung des Subsidiaritätsprinzips und die flächendeckende
Einführung der integrierten Gesamtschule. Der Preis für den Totalumbau
des Schulsystems ist zu hoch: Wenn das flächendeckende Experiment
scheitert, bezahlen ihn unsere Kinder und die ganze Gesellschaft mit schlechter
ausgebildeten Schulabgängern. Auch finanziell ist die Reform kaum
zu verkraften. Die Budgets von Gemeinden und Kanton werden massiv belastet.
Gerne
erwarten wir, dass Sie die Reform in Richtung Lösung der tatsächlichen
Probleme lenken. Wir haben die Hoffnung noch nicht verloren, die gute Schule
Aargau retten zu können und nur die punktuell zweifellos notwendigen,
wirklichen Verbesserungen vorzunehmen.
Mit
freundlichen Grüssen
SVP
Aargau
Präsident
Thomas
Lüpold
Sekretär
Pascal
Furer
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Quelle:
Schweizerische Volkspartei SVP Aargau, März 2008 |
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