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Arbeitszeit von Lehrpersonen
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Arbeitszeit und Arbeitsbelastung
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Arbeitszeit und Arbeitsbelastung: Einsichten, Aussichten, Folge

"Die Belastung der Lehrkräfte darf nicht zunehmen", war das Credo der Bildungsdirektoren in den Zeiten des Lehrpersonenmangels in den Jahren 2000 und 2001.

Auszug einer Studie der Bildungsplanung Zentralschweiz 2001

Die Bildungsdirektorenkonferenz der Zentralschweiz (BKZ) hat daher die Bildungsplanung Zentralschweiz beauftragt, jüngste und in Bezug auf die Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrpersonen relevante Forschungserkenntnisse zu sichten und so darzustellen, dass der allfällige Handlungsbedarf und mögliche nächste Schritte deutlich werden.

Arbeitszeit und Arbeitsbelastung der Lehrperson: Einsichten
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dot Die Lehrpersonen sind mehrheitlich der Auffassung, dass ihnen für die zahlreichen Ansprüche und Aufgaben nicht genügend Arbeitszeit zur Verfügung steht.

Während für die Primar- und Sekundarschule die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit als genügend taxiert wird, empfindet in der Berufs- und Mittelschule nur mehr eine Minderheit die Arbeitszeit für Unterricht als ausreichend.

Die Lehrpersonen aller Stufen sind sich hingegen einig: Für alle übrigen Tätigkeitskategorien steht zu wenig Arbeitszeit zur Verfügung. Eine Ausnahme bilden die Kindergarten-Lehrkräfte: Für die Unterrichtsvorbereitung sowie die Beratungs- und Betreuungsaufgaben deklarieren sie im Gegensatz zu ihren Kolleginnen genügend Zeitkapazitäten.

dot Eine deutliche Mehrheit der Lehrpersonen aller Stufen möchte mehr Zeit haben namentlich für Beratung, Betreuung und individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler, für die berufliche Weiterbildung und für die Aufgaben der Schulentwicklung.

Die Schule ist ein grundsätzlich nie zu Ende bearbeitbares Handlungsfeld, das an die darin handelnden Profis stets neue Lernherausforderungen stellt. Niemand setzt dem Handlungsbedarf Grenzen; ausser die Lehrpersonen selber. Im eigenen Selbstverständnis möchten sie indes ihrem Tun weniger enge Grenzen setzen, also mehr Herausforderungen als heute möglich auch annehmen. Die Innovations- und Lernbereitschaft auf individueller und institutioneller Ebene ist vorhanden, ein grundsätzlicher Widerstand gegen Schulreformen jedenfalls nicht auszumachen. Die Lehrpersonen setzen indes die direkt und täglich mit dem Unterricht zusammenhängenden Aufgaben prioritär.

dot Lehrpersonen aller Stufen arbeiten im Durchschnitt mehr als die gesetzlich verlangte Jahresarbeitszeit (Forneck) bzw. arbeiten zumindest gleich viel wie andere Angestellte im öffentlichen Dienst (Landert).

Als Referenzwert seiner Untersuchung dient Forneck die jährliche Arbeitszeit von kantonalen Vollzeitangestellten im Kanton Zürich: 2184 Std. brutto (1999). Bezogen auf die Lehrpersonen wurde ein Ferienanspruch von 4,36 Wochen und ein gewichteter Feiertageanspruch von 6,875 Tagen angenommen und für das Jahr 2000 eine Jahresarbeitsleistung von 1959,72 Std. errechnet (Kindergärtnerinnen: 1704,95 Std.), was - ausserhalb der 4,36 Ferienwochen - eine 42 Std.-Woche ergibt (KG: 36,54 Std.-Woche). Zwischen Volks-, Berufs- und Mittelschule sind keine signifikanten Unterschiede feststellbar: Alle ausser im Bereich von Handarbeit/Hauswirtschaft arbeiten etwa gleichermassen zuviel.

Bsp. Sekundarschule: Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit einer Lehrperson beträgt 46,6 Std., also 4,6 Std. mehr als die Normarbeitszeit von 42 Std. pro Woche.

Landert setzt keinen Referenzwert, sondern erhebt die effektiven Arbeitszeiten in regulären Schulwochen (je nach Kanton: 29-35 Wochen), in Schulwochen mit einem Feiertag (5-10 Wochen) und in Ferienwochen (12-13 Wochen). Die unterschiedliche Anzahl von Feiertagen und Ferienwochen in den Kantonen hat einen Einfluss auf die Jahresarbeitszeit.

Im Durchschnitt arbeiten Vollzeit-Lehrpersonen 45,8 Std. in einer regulären Schulwoche, 35,8 Std. in einer Schulwoche mit einem Feiertag und 11,3 Std. in einer Schulferienwoche. Die Erhebung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit ergab für die Lehrpersonen der Primarschule 1898 Std., der Sekundarstufe I 1952 Std. und der Mittelschule 1993 Std. (Berufsschule bei relativ wenigen Probanden: 2080 Std.).

dot Während sich die Schulstufen/-formen in Bezug auf die tatsächliche durchschnittliche Arbeitszeit kaum unterscheiden, sind die entsprechenden individuellen Differenzen innerhalb derselben Schulform sehr ausgeprägt.

über die Schulformen hinweg lässt sich feststellen, dass die zeitliche Arbeitsbelastung nur gering variiert - also "ein relativ hohes Mass an Arbeitszeitgerechtigkeit" (Forneck 2000, 105) unter den Lehrpersonen aller Kategorien herrscht.

dot Die Arbeitszeit der Lehrpersonen ist geprägt durch grosse Unregelmässigkeit in den Schulwochen, in den Schulferien und im Verlauf des Kalenderjahres.

Die absolute Arbeitszeit sinkt mit der Unterrichtspräsenzzeit. Mittwochs fallen weniger Arbeitsstunden an als am Montag oder Donnerstag. 54% der Lehrerarbeit werden von Montag bis Mittwoch erledigt, am Freitagabend sind 90% des Wochenpensums erfüllt. Die Arbeitszeiten von Lehrpersonen mit Wochenpensen von 21 und mehr Lektionen bewegen sich in regulären Schulwochen in der Bandbreite von 42-51 Stunden. 38% der Vollzeit-Lehrpersonen arbeiteten in der von Landert erfassten Schulwoche mehr als 48 Std. In den meisten der 12-13 schulfreien Wochen wird für die Schule gearbeitet, allerdings in unterschiedlichem Masse, wobei in 2-3 Ferienwochen gar keine berufliche Tätigkeit ausgeübt wird.

dot Die Jahresarbeitszeit der Lehrpersonen erreicht bei einem Pensum ab 22 Lektionen pro Woche praktisch den Plafond von rund 1900 Stunden.

Wer grössere Pensen unterrichtet, arbeitet in den regulären Schulwochen mehr, kompensiert dies aber proportional in den Schulferien: So arbeiten Lehrpersonen mit 29 und mehr Lektionen in den schulfreien Wochen faktisch gleich lang (10,7 Std.) wie Lehrpersonen mit Pensen bis zu 22 Lektionen (10,4 Std.). Die Zahlen deuten auf eine "Leistungsgrenze" hin, "die wohl nur unter Inkaufnahme von negativen Effekten während längerer Zeit überschritten werden kann." (Landert 1999, 37)

dot Teilzeitlehrpersonen arbeiten deutlich mehr als ihr Pensum. Die Differenz zwischen Soll- und Ist-Pensum ist um so grösser, je kleiner der Anstellungsgrad ist.

Die erhöhte Arbeitszeit bei Teilzeitlehrpersonen ist über alle Schulformen nachweisbar. Verglichen mit den Vollzeitlehrpersonen arbeiten die Teilzeitlehrkräfte im Durchschnitt relativ länger. Was die subjektive Belastung anbelangt, ist der Unterschied indes nicht von Belang (Forneck 2000, 60), es sei denn in Bezug auf bestimmte Tätigkeiten in einzelnen Schulformen, wo sich - im Gegensatz zum obigen Befund - Vollzeitlehrkräfte belasteter fühlen als ihre Teilzeit arbeitenden Kolleginnen: z.B. Sekundar- und Berufsschullehrpersonen durch Beratungstätigkeiten oder Lehrpersonen der PS-Mittelstufe, der Berufs- und Mittelschule durch die Prüfungskorrekturen.

dot Als besonders belastend empfinden die Lehrpersonen vorab jene Aufgaben ihres Berufs, die einerseits mit der Sozialisation, anderseits mit der Selektion der Schülerinnen und Schüler zu tun haben.

Sozialisationsaufgaben sind namentlich Tätigkeiten im Rahmen der Klassenführung oder im Gefolge disziplinarischer Schwierigkeiten mit Schülerinnen und Schüler, Selektionsaufgaben insbesondere Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Korrektur von Prüfungen und der Schülerbeurteilung.

dot Schulentwicklungsaufgaben werden von den Lehrpersonen namentlich der Volksschule als ziemlich belastend erlebt, die berufliche Weiterbildung sowie Organisations- und Verwaltungstätigkeiten hingegen nicht.

Die Belastungseinschätzung durch Schulreformen zeigt sich tendenziell auf allen Schulstufen. Der subjektiven Belastung entspricht eine tatsächlich erhöhte zeitliche Beanspruchung.

dot Lehrpersonen aller Schulformen fühlen sich durch grosse Klassen stark belastet.
dot Relativ hohe Belastungswerte geben die Lehrpersonen namentlich der Primarschule für die Zusammenarbeit im Kollegium an.
dot Die Mehrzahl der Lehrpersonen fühlt sich ausgebrannt - nicht extrem, aber spürbar.

Quelle: Text Bildungsplanung Zentralschweiz, Beat Bucher, 2001

2009: Beat Bucher arbeitet im Projekt «Belastung – Entlastung im Schulfeld» für die Bildungsdirektion des Kantons Zürich mit.

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