Arbeitszeit
von Lehrpersonen
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Arbeitszeit
in Lehrberufen |
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LCH-Arbeitszeiterhebung 2009
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Dezember
2009
Lehrerinnen und Lehrer leisten mehr als drei Wochen unbezahlte Arbeit im Jahr. Dies geht aus einer wissenschaftlichen Erhebung des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH hervor. Seit 1999 stieg die Arbeitszeit der Lehrpersonen um durchschnittlich 133 Jahresstunden und liegt heute mehr als drei Arbeitswochen über der Referenz-Arbeitszeit im öffentlichen Dienst - ein Spitzenwert in Europa. Der LCH von den kantonalen und kommunalen Arbeitgebern eine Senkung der Pflichtlektionen-Zahl.
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Das Wichtigste in Kürze
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Auszug aus dem Bericht «LCH Arbeitszeiterhebung 2009 (AZE '09») von Lander Partner im Auftrag des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH Im Frühjahr 2008 veranlasste der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) zum zweiten Mal nach 1999 eine Arbeitszeiterhebung bei seinen Mitgliedern. Mit deren Durchführung und der Datenanalyse betraute er das Sozialforschungsunternehmen Landert Partner, Zürich. Die online durchgeführte Befragung erfolgte in den zwölf Monaten Oktober 2008 bis September 2009 in 20 deutsch-sprachigen Kantonen. 5'118 Lehrpersonen aller Stufen protokollierten während je einer Woche ihre Arbeitszeit. Nach der Plausibilisierung der Daten standen 4'964 Datensätze für die Analyse zur Verfügung (4'411 Lehrpersonen, 343 Schulleitungen und 210 schulische Heilpädagog(inn)en). |
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Die Jahresarbeitszeit bewegt sich je nach Schulstufe zwischen 2'060 und 2'091 Std. (Mittel: 2'072 Std.) Sie liegt drei Arbeitswochen über dem schweizerischen (im europäischen Vergleich höchsten) Referenz-wert von 1'950 Std. pro Jahr (S. 30f.). Lehrpersonen beziehen im Mittel 5.4 Wochen der unterrichtsfreien Zeit als Ferien im engeren Sinne. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Vollzeit-Lehrpersonen liegt bei 49 Std. in den Unterrichtswochen, bei 39 Std. in Unterrichtswochen mit einem oder mehreren Feiertagen und 12 Std. in unterrichtsfreien Wochen.
Im Vergleich zu 1999 hat die Lehrerarbeitszeit um durchschnittlich 139 Std. oder 7% zugenommen - besonders ausgeprägt auf der Volksschulstufe mit Mehrbelastungen von 89-175 Std./Jahr. Für Unterricht und unterrichtsbezogene Arbeiten zusammen wird heute etwa gleich viel Zeit aufgewendet wie vor zehn Jahren). Allerdings sind interne Verschiebungen zu beobachten zwischen Vor- und Nachbereitung, Planung und Auswertung. Dem Mehraufwand für die tägliche Unterrichtsvorbereitung steht in der Regel eine gleich grosse Reduktion der längerfristigen Planung und Reflexion des Unterrichts gegenüber.
Der gegenüber 1999 ausgewiesene Arbeitsmehraufwand der Lehrpersonen erwächst somit aus den nicht unterrichtsbezogenen Tätigkeiten: In erster Linie Gemeinschaftsarbeit (+67%), Administration (+51%) und (schulinterne) Weiterbildung (+44%), etwas weniger ausgeprägt Beratung und Betreuung (+22%). In der Volksschule liegt der durchschnittliche Mehraufwand bei 133 Stunden pro Jahr. Dieser Wert entspricht auch der heute von Lehrpersonen geleisteten Überzeit. Die ab Ende der 90er Jahre zumeist parallel umgesetzten Schulreformmassnahmen haben sich somit für die Lehrpersonen nicht arbeitszeitneutral, sondern als Mehrarbeit und -belastung ausgewirkt. Vor diesem Hinter-grund ist das Ergebnis zu deuten, dass heute noch 38% der Lehrpersonen ein Vollpensum ausüben (1999: 44%): Lehrpersonen reduzieren ihre Belastung individuell. Teilzeit-Lehrpersonen leisten dabei allerdings noch mehr Überstunden als Lehrpersonen mit einem vollen Pensum: Wer sein Pensum um 5-20% reduziert, leistet im Durchschnitt 9% Überzeit, bei einer Reduktion von 21-35% sind es 15%.
Die allgemeine Entwicklung zur Teilzeitarbeit ist auch in den Schulen wirksam ist. Einiges deutet aber darauf hin, dass Reformmassnahmen diesen Trend zusätzlich stimuliert haben. Aus Sicht der Autoren stehen Berufsauftrag und Ressourcen nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Während sich die formelle Reduktion des Pensums in der Arbeitswelt auch proportional in geringerer Arbeitszeit auswirkt, ist dies in der Schule nicht der Fall. Ohne die mit freiwilliger Pensenreduktionen gekoppelte Gratis-Überzeit der Lehrpersonen wären Reformen heute nicht möglich. Die vertiefte Analyse der Daten) zeigt Problemfelder des Lehrberufs auf und nährt die Hypothese, dass viele der gut gemeinten Reformmassnahmen noch kein stimmiges Ganzes bilden. Auch deuten einige Zeichen darauf hin, dass sich die von Reformen erwarteten Wirkungen nicht im gewünschten Mass bzw. Zeitpunkt einstellen und unerwünschte Effekte, zusätzliche Kosten und Ineffizienz hervorrufen oder verstärken.
Quellen:
Text Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) und Landert Partner, November
2009 |
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Grafiken zur LCH-Arbeitszeiterhebung «AEH'09»
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