Im Indischen Ozean werden im März 2005 bereits 15 Messegeräte auf Höhe des Meerespiegels betrieben, welche die Wellenhöhe und Meeresspiegelveränderungen aufzeichnen. Die Messgeräte senden die aufgezeichneten Daten im Stundenrhythmus. Die Sendefrequenz ist für Notfallereignisse wie der Tsunami vom 26. Dezember 2004 absolut ungenügend. Wissenschafter und Techniker arbeiten mit Hochdruck an einem neuen Tsunami-Überwachungssystem im Indischen Ozean, welches u.a. die Satellitenübertragungstechnik nutzt. Eine einzelne Überwachungs- und Datenübertragungsboje wird rund 300'000 US-Dollar pro Stück kosten. Das System soll im Jahre 2006 einsatzbereit sein. Die 15 bestehenden Geräte werden zusätzlich auf den neusten Stand der Technik gebracht und ergänzt. Sie werden künftig alle 3 Minuten ihre Berichte an die Forscher weiterleiten. Die Wissenschafter geben aber zu Bedenken, dass die neuen Einrichtungen nur einen Teil des Tsunami-Problems lösen werden. Das Hauptproblem sei es, an den Küsten ein Warnsystem einzurichten und zu betreiben, welche die gefährdete Bevölkerung auch rechtzeitig vor Gefahren warnen kann. Das Warnsystem an den Küsten und die Evakuierung der Bevölkerung muss von einheimischen Kräften organisiert und betrieben werden. Nach Meinung der Wissenschafter wird es Jahre dauern, bis der Bildungsstandard der Bevölkerung so weit angehoben werden kann, damit im Notfall das Personal vor Ort die richtigen Entscheide und Massnahmen veranlassen kann.
«IOWAVE14» - Tsunami-Warnsystem geprüft Der Tsunami, welcher am 26. Dezember 2004 vor der Küste von Sumatra (Indonesien) durch ein Erdbeben der Stärke M 9,1 ausgelöst, war eine der tödlichsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Menschheit. Beinahe 230'000 Menschen verloren bei dieser Katastrophe ihr Leben. 1,6 Millionen Menschen wurden durch die Flutwelle aus ihren Wohnungen vertrieben. Der materielle Schaden wurde auf 14 Milliarden USD geschätzt. 2004 hatten die Staaten am Indischen Ozean wenig Erfahrungen mit den Auswirkungen einer Tsunami. Sie kannten noch kein Frühwarnsystem für diese Art von Naturgefahr. 70% der Tsunamiereignisse ereigneten sich im Pazifischen Ozean. Im Pazifischen Ozean besteht daher seit 1965 ein Tsunamiwarnsystem. In derselben Zeit wurde im Nordostatlantik, im Mittelmeerraum und in der Karibik ein Tsunamiwarnsystem aufgebaut. Das Tsunami Warnsystem "Indian Ocean Tsunami Warning and Mitigation System (ICG/IOTWS)" wurde nach der Flutkatastrophe im Dezember 2004 unter der Federführung der "Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC)" der UNESCO aufgebaut und weiterentwickelt. 2005 wurde mit Unterstützung der IOC eine regierungsübergreifenden Koordinationsgruppe (Intergovernmental Coordination Group ICG) gegründet. 2011war IOTWS betriebsbereit. Das ICG/IOTWS arbeitet in einem Informationsverbund eng mit dem Regional Integrated Multi-Hazard Early Warning System (RIMES), den interim Advisory Service providers, Regional Tsunami Service Providers (RTSP), der Japan Meteorological Agency (JMA) und dem Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) auf Hawaii (USA) zusammen. Das Warnsystem wurde durch neue Forschungsergebnisse laufend verbessert. Die Daten von 2004 wurden systematisch ausgewertet und die brauchbaren Erkenntnisse in die Entwicklung der Warnsysteme eingebaut. Ein Netz von Seismographen und Gezeitenbojen liefern laufend Daten an Satelliten. Am 9. und am 10. September 2014 wurde das Warnsystem in einer Simulationsübung mit dem Namen «IOWAVE14» erfolgreich getestet. An der Übung beteiligten sich die folgenden 24 Anrainerstaaten des Indischen Ozeans: Australien, Bangladesh, Komoren, Frankreich (Réunion), Indien, Indonesien, Iran, Kenia, Madagaskar, Malaysia, Malediven, Mauritius, Mosambik, Myanmar, Oman, Pakistan, Seychellen, Singapur, Südafrika, Sri Lanka, Tansania, Thailand, Osttimor und Jemen. Pakistan, die Vereinigten Arabischen Emirate, Grossbritannen und Myanmar sind ebenfalls Mitglied der ICG. Diese vier Länder haben sich 2014 nicht an der Übung beteiligt. Somalia und Kambodscha sind nicht Mitglied. 2009 und 2011 fanden bereits zwei simulierte Notfallübungen statt. 2014 wurden an die 24 Staaten gleichzeitig je eine simulierte Warnmeldung gesandt. Alle 24 Staaten haben auf die Warnmeldung ohne Verzögerung reagiert. Die Warnmeldung wurde von den drei "Indian Ocean Regional Tsunami Service Providers" in Australien, Indien und Indonesien verfasst und an die Nationalen Tsunami Warnzentren der 24 beteiligten Staaten abgesetzt. In den gewarnten Ländern wurde die Tsunami-Notfallorganisation wie die Weiterverbreitung der Tsunamiwarnung an die Bevölkerung, das Katastrophenmanagement und das Informieren und Aufbieten der lokalen Katastrophenhilfsorganisationen geprüft. In verschiedenen Ländern, darunter befanden sich Indien, Mauritius und die Seychellen, wurde die Bevölkerung in die Notfallübung miteinbezogen. In diesen Ländern wurde die Bevölkerung entlang der Küsten evakuiert. In Mauritius wurde in einem Hotel die Gästen und das Personal evakuiert. Die Katastrophenwarnübung «IOWAVE14» bestand aus zwei vorgegebenen Szenarien:
Die UNESCO Generaldirektorin Irina Bokova betonte, dass sich die Erinnerungen an die schreckliche Katastrophe unauslöschlich im Gedächtnis der Menschen festgesetzt haben. Die ermutigenden Resultate der Warnübung vom September 2014 hätten gezeigt, dass die Anstrengungen der an den Indischen Ozean angrenzenden Länder allmählich Früchte tragen und, dass diese Staaten auf ein solches Ereignis besser vorbereitet wären. "Das Tsunamiwarnsystem im Indischen Ozean ist das Resultat einer bedeutenden internationalen Zusammenarbeit mit Beiträgen von allen Anrainerstaaten. Die Länder müssen nun das Tsunamiwarnsystem, die Informationswege und die Ausbildung der Bevölkerung für denKatastrophenfall sowie die Notfall- und Nothilfemassnahmen verbessern und weiter entwickeln. Die Länder müssen für die jederzeit lauernde Tsunamigefahr nachhaltig vorbereitet sein", sagt Rick Bailey, Präsident der regierungsübergreifenden Koordinationsgruppe für das Tsunamiwarn- und Massnahmensystem im Indischen Ozean. Eine grosse Herausforderung für das Warnsystem ist die "letzte Meile" der Warnkette. Das Warnsystem funktioniert auf internationaler und regionaler Ebene gut. Auf der lokalen Ebene braucht es in den nächsten Jahren weitere Anstrengungen, um auch die Bevölkerung in abgelegenen Küstenregionen schnell, rechtzeitigund zuverlässig vor einer heranrollenden Tsunamiflutwelle zu warnen. Der Unterhalts- und Betriebskosten für das Tsunamiwarnsystem im Indischen Ozean betragen jährlich zwischen 50 und 100 Millionen USD. Dies ist der Preis, der von den Anrainerstaaten bezahlt werden muss, wenn diese auch in Zukunft die Opferzahlen bei einer Tsunamikatastrophe niedrig halten wollen. Die Kosten zum gesicherten, zuverlässigen Betrieb des Tsunamiwarnsystems sind äusserst gering im Vergleich zu den gesamten Schadenskosten, welche eine Tsunamikatastrophe verursachen kann. Und Menschenleben können nicht mit Geld aufgewogen werden! Die ursprünglich von vielen Staaten ( vor allem Indien, Indonesien und Australien) zugesagten finanziellen Mittel haben sich im Laufe der Zeit stark reduziert. Die Direktzahlungen der Staaten haben sich von 9 Millionen USD in der Periode 2005-2006 auf weniger als 1 Million UDS im Zeitraum 2013-2014 vermindert.
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