Der Hurrikan Matthew hat sich am 28. September 2016 vor der Küste der Insel Barbados als tropischer Sturm gebildet. Das Sturmzentrum wanderte vorerst in westnordwestlicher Richtung über das Karibische Meer und nahm dabei beträchtlich Rotationsenergie auf. Am 4. Oktober 2016 traf der tropische Wirbelsturm Matthew gegen 9 Uhr als Hurrikan der Kategorie 4 an der Südwestspitze von Haiti auf Festland. Zu diesem Zeitpunkt wehten die Winde zeitweise mit einer Geschwindigkeit von über 230 km/h. Matthew war der stärkste Sturm, welcher Haiti in den letzten 50 Jahren heimgesucht hat.
Am 4. Oktober 2016 gegen Mitternacht traf der Hurrikan an der Ostküste von Kuba ein. Auf seinem Weg in Richtung Bahamas nahm der Wirbelsturm wieder Energie auf.
Am 6. Oktober 2016 bewegte sich der tropische Wirbelsturm Matthew weiter gegen Nordwesten. Um 9.00 Uhr befand sich das Sturmzentrum 95 km südöstlich von Nassau. Der Sturm wehte zu diesem Zeitpunkt mit Winden bis zu 205 km/h und wurde der Kategorie 3 zugeordnet. Im Sturmzentrum wurden Winde mit einer Geschwindigkeit um 80 km/h gemessen.
Die Länder Kuba, Haiti und die Dominikanische Republik waren von diesem Sturmereignis am stärksten betroffen. In allen drei Ländern wurden vor der Ankunft des Wirbelsturms Zehntausende von Menschen evakuiert. Im ganzen karibischen Raum wurden rund 1,3 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht.
Wie immer nach Naturkatastrophen war es auch nach dem Durchgang von Matthew für die Hilfskräfte schwierig in den ersten Stunden, sich eine verlässliche Überblick über das Schadensausmass zu verschaffen. Luftbilder zeigten, dass in der Gemeinde Baracoa in der Provinz Guantanamo auf Ostkuba 90% der Häuser beschädigt waren. In Haiti wurden in den Departementen Grand'Anse, Nippes, West, Centre, South und Southeast in den ersten Stunden 108 Todesopfer registriert. In einer späteren Verlautbarung sprachen die Behörden von 800 geborgenen toten Menschen. Die Behörden rechneten mit weiter steigenden Opferzahlen.
1954 schob der Hurrikan «Hazel» mit Windgeschwindigkeiten bis zu 230 km/h gegen 3 m hohe Flutwellen gegen die Küste von Haiti.
Am 7. Oktober 2016 bewegte sich das Sturmzentrum von Matthew mit 22 km/h weiter in nordwestlicher Richtung auf die Küste von Florida zu. Zu diesem Zeitpunkt war es immer noch unklar, ob der Hurrikan in Florida einen Landfall machen würde. Es wurden Windgeschwindigkeiten bis gegen 195 km/h gemessen. Der U.S.-Präsident hat die U.S.-Bundesstaaten Florida, Georgia, North und South Carolina bereits am 6. Oktober 2016 zu Notstandsgebieten erklärt. Millionen von Küstenbewohner haben sich auf die Ankunft der Tropensturms vorbereitet.
Hurrikan mit der Stärke von Matthew bewegen sich in Florida äusserst selten an Land.
Quelle: NASA's Earthobservatory und UNOCHA, Oktober 2016 (Text: RAOnline)
Der tropische Sturm «Nicole» hat sich bis am 13. Oktober 2016 in nahezu unveränderter geografischen Lage zu einem Hurrikan der Kategorie 2 entwickelt. Gemäss der Vorhersage der Wetterbehörden wird sich «Nicole» in den nachfolgenden Tagen in nordöstlicher Richtung über den Atlantik bewegen. Er wird sich in dieser Zeit über kühleren Gewässern fortbewegen und sich dabei wieder zu einem tropischen Sturm abschwächen.
Haiti leidet unter dem Druck der Naturgewalten
Haiti hat sich von den Folgen des verheerenden Erdbebens im Januar 2010 bis heute nicht erholt. Im Jahr 2015 machte sich eine schwere Dürre als Folge des Klimaphänomens «El Niño» im Land bemerkbar. Die langanhaltende Trockenheit führte zu Ernteausfällen bis zu 50%. Die angespannte Versorgungslage mit Lebensmitteln führte zu Preissteigerungen bis zu 120%bei Lebensmitteln und beim Saatgut. Die Preise für Maismehl stiegen bis im Januar 2016 um rund 120% über den Fünfjahresmittelwert. Mais ist das Hauptlebensmittel in Haiti.
Die höheren Preise stellten vielen Landwirtschaftsbetrieben in den Departementen Nippes, Nord-Est, Sud-Est, Ouest, Nord-Ouest und Sud vor grosse Probleme. Das höhere Preisniveau verringerte das verfügbare Haushaltsbudget. Zum Ankauf des benötigten Saatguts für die Frühlingsaussaat blieb weniger Geld zur Verfügung. Die budgetbedingten Probleme führten zusätzlich bis zu 30% geringeren Ernteerträgen.
Die Preise für importiertes Reis blieben allerdings trotz der Abwertung der haitianischen Währung «Haitian Gourde (HTG)» gegenüber dem U.S.-Dollar relativ stabil.
Im Frühjahr 2016 schwächte sich «El Niño» allmählich ab. Trotzdem erreichten die Regenmengen in einigen Region von Haiti von Mai bis August 2016 nur 50 - 80% der für diese Jahreszeit üblichen Werte.
Ende August 2016 fielen auf der Insel Hispaniola, worauf Haiti und die Dominikanische Republik liegen, verbreitet Starkniederschläge. In der ersten Woche im September 2016 fielen in einigen Regionen über 100 mm Niederschlag. Die Septemberniederschläge glichen die Regendefizite teilweise aus. Die Bauern in Haiti waren im Hinblick auf die zweite Erntesaison wieder zuversichtlicher gestimmt. Und dann zog am 4. Oktober 2016 der Hurrikan «Matthew» über das Land.
Quelle: WFP Famine Early Warning System Network FEWS, Oktober 2016 (Text: RAOnline)