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Kultur und Geschichte |
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Archäologie |
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Vom Fischernetz zur Sandale: Gewebe und Geflechte der Pfahlbauer |
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Aus dem Kanton Zürich stammen über 1'000 Fundstücke steinzeitlicher und bronzezeitlicher Gewebe, deren älteste über 6'000 Jahre alt sind. Sie bilden ein einzigartiges, europaweit einmaliges Fundensemble, das nun in einer Publikation der Kantonsarchäologie Zürich vorgestellt wird. Eine kleine Auswahl der Originalfunde ist vom 6. September 2015 bis 19. Februar 2016 in einer Ausstellung im Museum Wetzikon zu sehen.
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Unter Wasser, in Seen oder in feuchten Mooren können Objekte aus Holz und anderen pflanzlichen Materialien über Jahrtausende erhalten bleiben. Alleine aus dem Kanton Zürich stammen über 1'000 prähistorische Textilfunde. Sie datieren in die Jungsteinzeit (4'300 - 2'200 v.Chr.) und die Bronzezeit (2'200 - 800 v.Chr.) und bilden europaweit ein einmaliges Fundensemble.
Bei prähistorischen Geweben kamen sehr komplizierte Techniken zur Anwendung. Sie bestehen vor allem aus Lindenbast, einem Werkstoff, der inzwischen in Vergessenheit geraten ist. Aber auch der aus dem Osten oder dem Mittelmeerraum importierte und hier angebaute Lein ist schon für die ältesten Fundstellen belegt. Aus Schnüren wurden Fisch- und Tragnetze geknüpft sowie Siebe, Taschen, Sandalen oder Hüte hergestellt. Einzig direkt auf dem Körper getragene Kleidungsstücke sind aus der Jungsteinzeit unbekannt. Sie wurden vermutlich aus Leder oder Fell hergestellt, wie bei der Gletschermumie Ötzi nachgewiesen werden konnte.
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Nun liegt eine Publikation der Kantonsarchäologie über diese einzigartigen Funde vor. Deren Autorin Antoinette Rast-Eicher ist Expertin für prähistorische Textilfunde. Das Buch präsentiert umfassend die schon vor über 6'000 Jahren komplizierten Herstellungstechniken, die vielfältige Anwendung von Textilien und Geweben sowie die lange Entwicklungsgeschichte. Basierend auf dieser Publikation zeigt die Kantonsarchäologie Zürich der Öffentlichkeit vom 6. September 2015 bis 19. Februar 2016 im Museum Wetzikon eine Auswahl dieser faszinierenden Textilfunde.
Publikation
Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 46 (Zürich/Egg 2015)
Neolithische und bronzezeitliche Gewebe und Geflechte. Die Funde aus den Seeufersiedlungen im Kanton Zürich
Autorinnen: Antoinette Rast-Eicher und Anne Dietrich
290 Seiten, 310 Abbildungen, 110 Tafeln
Preis Fr. 85.–, Einführungspreis bei Bestellung bis 31. Dezember 2015 nur Fr. 65.–
Bezug: Verlagsshop auf www.fo-publishing.ch
Ausstellung
Museum Wetzikon, Farbstrasse 1, 8620 Wetzikon
6. September 2015 bis 19. Februar 2016; Öffnungszeiten: jeden 1. / 3. Sonntag im Monat, 14 bis 17 Uhr
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Quelle:
Text - Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich, September 2015 |
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Eine einmalige Geschichtsquelle - die Pfahlbaufundstellen im Kanton Zürich
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Die Fundstellen im Kanton Zürich im Kurzüberblick:
Erlenbach: Ein ausgedehntes Siedlungsareal mit ausgezeichneten Erhaltungsbedingungen, wo beinahe alle wichtigen Epochen vertreten sind, darunter auch solche, die ansonsten vielfach fehlen.
Greifensee: Ein weiteres überdurchschnittlich grosses Areal mit mächtigen jungsteinzeitlichen Siedlungsschichten, ersten Kupferfunden und Hinweisen auf abgehobene Böden (echte Pfahlbauhäuser).
Horgen: Die Fundstelle ist namengebend für die jungsteinzeitliche Horgener Kultur. Sie weist nicht nur mehrere Horgener Siedlungsphasen auf, im Südteil der Strandplatte sind auch konventionelle Konstruktionshölzer aus der Früh- und sonderbare Bauteile aus der Spätbronzezeit vorhanden, die Rückschlüsse auf den Hausbau zulassen.
Maur: Neben charakteristischen Inventaren der Jungsteinzeit liegen hier auch Funde aus sonst bei Pfahlbauten nicht belegten bronzezeitlichen Stufen vor.
Meilen: Ein überaus reichhaltiges Siedlungsgebiet, in dem viele Epochen belegt und viele davon durch Dendrochronologie jahrgenau datiert sind. Hier lassen sich verschiedene Beobachtungen zu abrupten Kulturwechseln und Beziehungen mit anderen Kulturkreisen machen.
Wädenswil: Eine erst 1996 entdeckte Fundstelle. Aus der schnurkeramischen Siedlungsschicht stammt ein Glockenbecher, der den Beweis für die Gleichzeitigkeit der gesamteuropäischen Glockenbecherkultur mit den schnurkeramischen Seeufersiedlungen erbrachte.
Wetzikon: Die Fundstelle im Robenhauser Riet ist forschungsgeschichtlich absolut einmalig und untrennbar mit dem Landwirt Jakob Messikommer verbunden. Funde wurden im 19. Jh. weltweit verkauft und finden sich heute beispielsweise auch im British Museum in London. Die Fundstelle weist eine exzellente Erhaltung von organischen Resten, insbesondere von textilen Geweben und von botanischen Resten auf.
Zürich: Die Fundstellen im unteren Zürichseebecken decken alle durch die Pfahlbauten belegten chronologischen Stufen ab und sind für das Verständnis der frühen Bauern von enormer Wichtigkeit. Insbesondere zwischen Bauschanze, Bellevue und dem Seefeld-Quartier sind zahlreiche Pfahlbaudörfer belegt. Mehrere davon sind gleichzeitig und lassen so Rückschlüsse auf nachbarschaftliche Beziehungen bzw. die Siedlungsorganisation zu. In Wollishofen, vor dem Kongresshaus und auf einer Untiefe vor der Quaibrücke liegen grosse Fundstellen mit ausserordentlich reichem metallenem Fundmaterial aus der Spätbronzezeit. Die späteste Phase liefert erste Eisenobjekte, ist also an den Übergang zur Eisenzeit zu datieren, eine ganz spannende Phase, über die wir wegen der ansonsten schlechten Erhaltungsbedingungen sehr wenig wissen.
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Quelle:
Text - Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich, 2010 |
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Weiterführende
Informationen
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Der Kanton Zürich bei RAOnline |
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