Archäologie
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Die
«Prähistorischen Pfahlbauten» - Unesco Welterbe |
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Die
Schweiz hat die Initiative ergriffen für eine serielle, zwischenstaatliche
Kandidatur der prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen. Die Kandidatur
ist auf der vom Bundesrat 2004 genehmigten Liste indicative verzeichnet
und betrifft Pfahlbaustätten in sechs verschiedenen Alpenländern:
in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien und Österreich.
Das Dossier soll dem Welterbekomitee der Unesco bis Januar 2010 offiziell
überreicht und voraussichtlich an der Sitzung im Sommer 2011 behandelt
werden.
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Von
den rund 1000 in den sechs Ländern bekannten Pfahlbauer-Fundstellen
wurden 152 Stätten - 82 in der Schweiz - mit dem grössten wissenschaftlichen
Potenzial ausgewählt.
Das
umfangreiche Nominationsdossier für die Unesco-Welterbekandidatur
«Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» soll bis Januar
2010 eingereicht werden. Nach der Prüfung der Kandidatur im Sommer
2010 ist mit einem Entscheid der Unesco im Sommer 2011 zu rechnen. |
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Bisher
sind auf der Welterbeliste der Unesco nur wenige prähistorische Stätten
vertreten.Auf
internationaler Ebene wird das Projekt vom Bundesamt für Kultur in
Zusammenarbeit mit dem Verein Palafittes koordiniert, der von archäologischen
Kreisen zum Zweck der Erstellung des Nominationsdossiers sowie zur Koordination
der Arbeitsgruppe der beteiligten 15 Kantone in der Schweiz gegründet
wurde.
Die Kandidatur ist komplex, da sie die verschiedenen nationalen Systeme, Behörden
und Verfahren der insgesamt gegen 30 archäologischen Institutionen
in den sechs Ländern berücksichtigen muss. Die nationale und
zwischenstaatliche Zusammenarbeit soll die Erhaltung der Stätten,
aber auch den wissenschaftlichen Austausch und die Vermittlung der Pfahlbauarchäologie
an das breite Publikum fördern. So wurde vor kurzem eine Informationsbroschüre
publiziert, die das Phänomen der Pfahlbauten auf über 300 farbigen
Bildern in all seinen Facetten darstellt. Zum ersten Mal in der Geschichte
der Pfahlbauforschung wurde auch ein länderübergreifendes Inventar
der Fundstellen erstellt.
Begehrte
Siedlungsplätze an den Seen
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Die
«Pfahlbauten», Seeufer- oder Feuchtbodensiedlungen bezeichnen
keine einheitliche Kultur. Insgesamt umfasst dieser Begriff rund 30 verschiedene
Kulturgruppen der Jungsteinzeit, Bronzezeit und beginnenden Eisenzeit zwischen
5000 und 800 v. Chr., die in den Alpenländern Schweiz, Österreich,
Frankreich, Deutschland, Italien und Slowenien präsent waren.
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Günstige
Siedlungslagen wurden an den Ufern immer wieder besiedelt, wenn es der
Seespiegelstand zuliess. So entstanden an manchen Orten über die Jahrtausende
Schichtfolgen von mehreren Metern Mächtigkeit, mit den Resten von
bis zu 25 übereinander liegenden Dörfern.
Die
Bauweise der Dörfer und ihrer Häuser war ausgesprochen vielfältig:
Es gab Reihen-, Zeilen-, Strassen- oder Haufendörfer, die Häuser
selbst waren ebenerdig oder abgehoben angelegt. |
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Jedes
Gewässer hat dabei seine eigene Geschichte, so dass sich die Fundstellen
heutzutage im seichten Uferbereich finden lassen (z.B. Bielersee),
sich aber auch weitab vom See im verlandeten Hinterland (z.B. Zugersee)
oder mitten in heutigem Stadtgebiet (z.B. Zürich) befinden können.
Ein
überaus lebendiges Bild der prähistorischen Zeit
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Die Seeufersiedlungen stellen für das Verständnis der Lebensweise in der Jungsteinzeit
und in der Bronzezeit (ca. 5000 - 800 v. Chr.) die umfassendsten und
aussagekräftigsten Quellen dar: In feuchten Böden unter Luftabschluss erhalten sich nämlich organische Materialien ausgezeichnet.
Die
Nutzung solcher Materialen waren in prähistorischer Zeit allgegenwärtig:
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Werk-
und Baustoff Holz
Holz
diente nicht nur als Brennstoff oder als Material für den Bau von
Häusern, Palisaden, Wegen und Transportmitteln.
Holz
war auch wichtigster Werkstoff für Gefässe, Korbwaren und
Geräte verschiedenster Art.
Werkstoff
Rinde
Rinde
wurde zur Herstellung von Schachteln und Behältern. Birkenrinde
im speziellen zur Verzierung von besonderen Beilholmen oder Keramikgefässen verwendet. |
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Klebstoff
Pech
Das
Pech der Birkenrinde war auch ein vielseitig nutzbarer Klebstoff.
Werkstoff
Bast
Aus
Eichen- und Lindenbast wurden u. a. Seile, Umhänge, Hüte und
Schuhe gefertigt.
Textilien
Auch Gewebe
aus Leinen sind uns aus vielen Feuchtbodensiedlungen bekannt.
Glanzpunkte
der Archäologie
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In
der Schweiz datieren die frühesten Feuchtbodensiedlungen um 4300 v.
Chr. Sie gehören einem frühen
Stadium der bäuerlichen Gesellschaft an, welches dank den Seeufersiedlungen
durch Werkzeuge wie Erntemesser, Furchenstöcke und Pflüge gut dokumentiert ist.
Die «Pfahlbauten» erlauben auch einen umfassenden Einblick in die Ernährungsweise
der prähistorischen Gesellschaft, etwa durch systematische Analysen
von Knochen, Samen und Pollen, aber auch durch verbrannte Kochreste oder
die Funde ganzer Brote.
Die
Seeufersiedlungen warten mit weiteren Highlights auf, mit denen wichtige
Etappen der Zivilisation markiert werden: So sind unter der grossen Menge
an Funden auch Zeugnisse der frühen Metallurgie zu finden und beim
Stichwort «Transport» sind die ältesten erhaltenen
Räder zu nennen, die um etwa 3000 v. Chr. datieren.
Zwar
kann von einem eigentlichen Alpentransit noch keine Rede sein -
schon gar nicht mit den damaligen Wagen - aber bereits in der Jungsteinzeit
bestanden Kontakte zwischen den Menschen nördlich und südlich
der Alpen. Sie lassen sich durch Funde am Bodensee nachweisen, wie etwa
bestimmte Getreidearten oder Kornelkirschen, die in dieser Epoche
nur südlich der Alpen vorkamen, aber auch Silexdolche, deren
Rohmaterial aus Norditalien stammt.
Exakte
Datierungsmöglichkeit
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Der
ausserordentliche Fundreichtum gewinnt durch die Möglichkeit der Jahrringdatierung
(Dendrochronologie) der in den Feuchtbodensiedlungen gefundenen Hölzer
enorm an Wert. Diese ermöglicht es nicht nur, den Bau der Häuser
und die damit zusammenhängenden Fundschichten exakt zu datieren, sondern
im Idealfall auch die ganze Dorfgeschichte und die Verlagerung der Siedlungen
innerhalb einer Region zu rekonstruieren.
Die
ausserordentliche Dichte der Seeufersiedlungen - sie liegen oft nur wenige
Kilometer auseinander - ist ein weiterer wichtiger Trumpf der «Pfahlbauten»,
die mit dem wachsenden Forschungsstand in Zukunft an Bedeutung gewinnen
wird: So lassen sich zeitgleiche Siedlungen herausschälen, Gemeinsamkeiten
und Unterschiede, Regeln und Ausnahmen definieren, was das Bild der prähistorischen
Gesellschaft in Zukunft noch erheblich bereichern wird.
Ein
«endliches» Kulturgut
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Vor
über 150 Jahren wurden die ersten Pfahlbaufundstellen durch Laien
entdeckt. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten wurden durch die Einrichtung
von Fachstellen (Kantonsarchäologien) und durch die Entwicklung unterwasserarchäologischer
Grabungstechniken unzählige neue Fundplätze entdeckt und partiell
ausgegraben. Nicht zuletzt deswegen sowie wegen veränderter Seespiegelstände
und Veränderungen in der Ufertopographie haben viele Fundplätze
in ihrer Erhaltungsqualität gelitten.
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