Wildtiere:
Der Bär in der Schweiz |
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Bären
in der Schweiz - Problembären |
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Bären
in der Schweiz - Problembären |
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Der
Bär ist zurück: Risikobär "JJ3" |
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Risikobär
JJ3 erlegt |
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Am
Abend des 14. Aprils 2008 wurde im Raum Mittelbünden der Bär
JJ3 erlegt. Der Bär hatte in den
letzten Wochen seine Nahrung systematisch in Siedlungen gesucht und zeigte
- trotz wiederholten Vergrämungsaktionen - überhaupt keine Scheu
mehr. Damit wurde er zum Sicherheitsrisiko für Menschen. Der Abschuss
erfolgte gemäss Konzept Bär Schweiz (Bären
Schweiz Konzept Bär).
Der
Kanton Graubünden war in den letzten Monaten Heimat zweier Bären:
MJ4, der als unauffälliges Tier im Gebiet Engadin-Münstertal
unterwegs ist, und JJ3, der seit seiner Einwanderung im Juni 2007 zu einem
zunehmenden Risiko wurde. JJ3 suchte seine Nahrung seit letztem Herbst
systematisch in Siedlungen und zeigte überhaupt keine Scheu mehr.
Wiederholte Vergrämungsaktionen vor und nach der Winterruhe zeigten
keine Wirkung. Der Bär liess sich nicht von seinem Verhalten abbringen
und wurde zum Sicherheitsrisiko für Menschen. Die Verantwortlichen
von Bund und Kanton Graubünden haben deshalb, entsprechend dem Konzept
Bär Schweiz (Bären
Schweiz Konzept Bär),
den Abschuss des Tiers beschlossen. Der Bär wurde am Abend des 14.
Aprils 2008 im Raum Mittelbünden erlegt.
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Quelle: BAFU 14. April 2008 |
Risikobär |
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Hinweise
von RAOnline:
Die
Meldung über den Abschuss des Problembären "JJ3"
wird je nach Standpunkt und Grad der Betroffenheit Verständnis, Bedauern
oder gar Empörung auslösen. Tatsache ist, dass sich "JJ3" durch
sein Verhalten nach seinem Aufwachen im März 2008 vom Problembären
zu einem Bären, von dem ein grösseres Risiko ausging, gewandelt
hat. Tatsache ist auch, dass die Bärensprösslinge der Bärenfamilie
"JJ" durch ein besonderes Verhalten gegenüber Menschen auffielen.
Bruder "JJ2" bleibt mysteriös verschwunden und Bruder "JJ1"
erlitt in Bayern dasselbe Schicksal wie "JJ3" in der Schweiz.
Die
emotionsgeladene, gar hässliche Medienkampagne um den Abschuss von
"JJ1" in Deutschland hat die Schweizer
Behörden offensichtlich bewogen, in Sachen "JJ3" eine andere Strategie
zu wählen. Beobachter ahnten allerdings durch die Häufung und
die Art der Medienberichterstattung, dass es "JJ3"
wohl bald "an den Kragen gehen würde".
Die
Erziehung der Bärenmutter "Jurka"
war nicht darauf ausgelegt, ihren Bärenkindern Respekt und Scheu vor
den Einrichtungen der Menschen zu vermitteln. Bärenmutter "Jurka"
selbst ging ihren Sprösslingen mit schlechtem Beispiel voran. In bester
Erinnerung sind jene Bilder, wie Jurka , von italienischen Carabinieri
begleitet und beobachtet, gelassen über eine viel befahrene Strassenkreuzung
in einer italienischen Kleinstadt spazierte. Heute lebt Jurka unter staatlicher
Aufsicht in einem Gehege.
Das
nichts über eine gute und zukunftsgerichtete Bärenerziehung geht,
zeigt der zweite in der Schweiz lebende Jungbär "MJ4". Er hat
von seiner Bärenmutter "Maja" die Scheu vor den Menschen mitbekommen.
Bisher hat "MJ4" die Nähe der Menschen gemieden. "MJ4" ist der Halbbruder
von "JJ3". Beide Bären haben den Bärenvater "Joze".
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Region
Savognin |
Region
Savognin |
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WWF
kritisiert den Abschuss von Bär JJ3 |
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Der
WWF rechnet damit, dass schon bald weitere Bären in die Schweiz einwandern
werden. "Der Abschuss von JJ3 ist darum keine Lösung", betont Kurt
Eichenberger vom WWF Schweiz. Er bedauert, dass die Bündner Kantonsbehörden
die Tötung vollzogen haben. Es ist offen, ob der WWF Rekurs gegen
den Abschuss erheben wird.
Kurt
Eichenberger hält fest: "JJ3 kam bei seinen Streifzügen den Menschen
sehr nahe, wurde aber nie aggressiv gegenüber Menschen." Vor diesem
Hintergrund seien die Fakten, die zum Abschuss führten, im Detail
zu überprüfen.
Die
Vergrämungsaktionen hätten noch weitergeführt werden sollen,
wie der WWF wiederholt von Bund und Kanton gefordert habe. Es wurde die
Chance verpasst, die Auseinandersetzung mit einem "Problembären" in
der Öffentlichkeit auszutragen und die Bevölkerung entsprechend
für eine bärengerechte Abfallentsorgung zu sensibilisieren. Kurt
Eichenberger: "Jeder Bär, der in den Alpen zusätzlich verloren
geht, erhöht das Risiko, dass die Bären im Alpenraum ein zweites
Mal ausgerottet werden." Ob ein Rekurs gegen den Abschuss von "JJ3" erfolgversprechend
wäre, werde zur Zeit abgeklärt. Mit einem Rekurs könnten
allfällige Anpassungen im "Konzept Bär Schweiz" bewirkt werden.
Für
die nahe Zukunft fordert Kurt Eichenberger, "dass die Erfahrungen, die
durch das Verhalten von JJ3 gesammelt wurden, künftig im Umgang mit
Bären in der Schweiz angewendet werden." Verbessert werden müsse
insbesondere das Abfallmanagement, das heisst Abfallbehälter und ?container
müssen Bärensicher gemacht werden. Kanton und Gemeinden informierten
die Bevölkerung in dieser Hinsicht mangelhaft.
Der
WWF hat eine Schweizer Firma mit der Herstellung eines solchen bärensicheren
Abfallbehälters beauftragt. Dieser wird im Rahmen des vom WWF ins
Leben gerufenen Projektes "Ursina" (*) noch in diesem Frühjahr
in Gemeinden im Bärengebiet im Kanton Graubünden platziert.
Im
vergangenen Jahr initiierte der WWF den Schutz von Bienenhäusern im
Münstertal und anderen Regionen im Kanton Graubünden, in denen
JJ3 unterwegs war. Zusammen mit dem Bund leistete er zudem Beiträge
an geschädigte Imker. Verstärkt werden sollen die Herdenschutzmassnahmen.
Für den Sommer 2009 sucht der WWF Freiwillige, die Hirten im Alpenraum
für zwei bis vier Wochen beim Schutz der Viehherden unterstützen.
(*)
Projekt "Ursina"
Das
grenzüberschreitende Projekt "Ursina" im Dreiländereck zwischen
Österreich, Italien und der Schweiz hat zum Ziel, Lösungen für
das Zusammenleben von Mensch und Braunbär zu finden, wie die Entwicklung
von Bären-sicheren Abfallbehältern, Schutzzäunen für
Bienenhäuser und touristischen Angeboten.. Am Projekt beteiligt sind
Fachleute aus Gemeinden, Tourismus, Jagd und Forstwesen, Wildhüter,
Parks und Landwirtschaft.
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Quelle: WWF 15. April 2008 |
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Albula-Tal |
Albula-Tal |
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Tod
von JJ3: Pro Natura protestiert gegen Schnellschuss |
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Der
Kanton Graubünden und das Bundesamt für Umwelt haben einen der
Bündner Bären töten lassen. Pro Natura stösst sich
an der Ungeduld der Behörden. Lang wurde das Konzept Bär vorbildlich
eingehalten. Am entscheidenden Punkt ging die Geduld leider verloren.
Das
Konzept Bär schreibt vor, dass ein Bär zum Risikobär wird,
wenn er die Scheu vor dem Menschen verliert. JJ3 selig zeigte zweifelsohne
wenig Scheu vor Siedlungen und Maiensässen. Es gab aber keine Belege
für aggressives Verhalten oder Drohgebärden beim Zusammentreffen
mit Menschen. Deshalb war JJ3 noch kein Risikobär. Die Bündner
Jagdverwaltung hat zuerst vorbildlich auf diese Situation reagiert. Die
Vergrämung hätte aber konsequent weiter erfolgen müssen.
Das «Konzept Bär« wurde bei der ersten Gelegenheit zu
Ungunsten des geschützten Tieres ausgelegt. Das verheisst leider auch
nichts Gutes für seine Artgenossen und andere einwandernde Wildtiere.
JJ3
ist tot. Aus Bärensicht hat er nicht falsch gehandelt. Er hat sich
dort das Fressen geholt, wo es für ihn am leichtesten zu finden war.
Der Mensch hat nicht genug unternommen, um das Zusammenleben mit dem Wildtier
konfliktarm zu halten. Pro Natura hofft, dass künftig Konzepte für
das Zusammenleben von Wildtieren und Mensch nicht bei der ersten Gelegenheiten
einseitig zu Ungunsten einheimischer, geschützter Wildtiere ausgelegt
werden.
Der Kanton Graubünden bei RAOnline
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Graubünden - Grischun - Grigioni |
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