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Arbeit und Beruf Schweiz Löhne |
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Arbeit und Beruf Schweiz Löhne |
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LCH Salärvergleichsstudie 2014 |
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Die Löhne
in Lehrberufen sind in der Schweiz nicht mehr konkurrenzfähig
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Lehrerinnen und Lehrer bezahlen für ihre Berufswahl einen hohen Preis. Ihre Löhne liegen bis zu 39% tiefer als in Berufen mit vergleichbaren Anforderungen. Das zeigt eine neue Salärstudie des Beratungsunternehmens Towers Watson. An einer Medienkonferenz vom 26. Juni 2014 in Zürich verlangte der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH die Beseitigung der Unterbezahlung und eine faire Lohnentwicklung, um genügend Nachwuchs und ein längerfristiges Verbleiben im Beruf zu sichern.
Im Frühjahr 2014 beauftragte der LCH die unabhängige Beratungsfirma Towers Watson mit einem Vergleich der Bezahlung von Lehrpersonen mit jener von anderen Tätigkeiten, die vergleichbare Anforderungen stellen. Die Erhebungen dazu erfolgten im Kanton Aargau; sie wurden mit einem anerkannten Verfahren ("Towers Watson Global Grading System") analytisch ausgewertet.
Resultat: Lehrerinnen und Lehrernehmen aufgrund ihrer Berufswahl Lohneinbussen von bis zu 39% in Kauf. Das Beispiel betrifft eine Primarlehrperson mit zehn Jahren Erfahrung gegenüber einer vergleichbaren Stelle in der Finanzbranche.
Aargauer Primarlehrerinnen und Primarlehrer sind mit einem Einstiegslohn von rund 80'000 Franken pro Jahr von Anfang an im Nachteil. Lehrpersonen der Sekundarstufen I und II können zwar beim Einstiegslohn zum Teil mithalten, fallen aber im Verlauf von zehn Jahren ebenfalls hinter die Vergleichssektoren "Finanzdienstleistungen", "Übrige Industrie" und "Public" zurück. Zur misslichen Lohnsituation trägt bei, dass die Reallohnentwicklung seit Beginn der neunziger Jahre unter jener aller anderen wesentlichen Branchen liegt, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) dokumentiert. In etlichen Kantonen und auf verschiedenenSchulstufen ergibt sich die absurde Situation, dass Lehrpersonen nominal gleich viel verdienen wie 1993 oder kaum mehr, obwohl inzwischen gegen 16% Teuerung aufgelaufen sind - real eine erhebliche Lohnsenkung.
"Unterbezahlung beseitigen"
Die Delegiertenversammlung des LCH vom 14. Juni in Basel hat einstimmig eine Lohnforderung zuhanden der öffentlichen Arbeitgeber verabschiedet. Sie verlangt eine Beseitigung der Unterbezahlung, den Erhalt der Kaufkraft sowie eine verlässliche Lohnperspektive, wie es sie für Lehrpersonen früher gab. Diese Forderung ist laut LCH um so dringlicher, als der Mangel an Lehrpersonen sich durch steigende Schülerzahlen und eine Pensionierungswelle weiter verschärfen wird.
Eine klare Sprache spricht auch die Statistik über das Verbleiben im Lehrberuf: Im ersten Jahr verlassen, gemäss BFS-Zahlen16% der ausgebildeten Lehrpersonen die Schulzimmer; nach fünf Jahren ist schon ein Viertel weg, nach zehn Jahren die Hälfte. Dies hat, wie der LCH betont, stark mit der Attraktivität des Berufs und damit auch mit der Bezahlungzu tun. LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans bringt es auf den Punkt: "Eine Firma, die händeringend Personal sucht und gleichzeitig die Löhne drückt - das gibt es nirgends."
Der Mangel an ausgebildeten Lehrpersonen hält an. Vielen Kantonen fehlt das qualifizierte Personalfür die Besetzung der Stellen. Entspannung ist nicht in Sicht! Dies hat mit den steigenden Schülerzahlen und der grossen Pensionierungswelle zu tun. Auch steigende Studierendenzahlen helfen da zu wenig: Um den Bedarf an Lehrpersonen zu decken, bräuchte es doppelt so viele Studierende wie heute. Bei der Studienwahl spielen auch zu erwartende Löhne eine Rolle. Die Löhne der Lehrpersonen können mit denjenigen der Angestellten in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung aber nach wie vor nicht mithalten. Bis zu 39 % mehr würden Lehrpersonen in anderen Branchen für anforderungsgleiche Arbeiten verdienen. Wenn der Schweiz die Ausbildung ihrer Kinder wichtig ist, dann sind die Kantone bzw. die Gemeinden als Arbeitgeberinnen aufgefordert, die Löhne in den kommenden Jahren deutlich anzuheben. Denn ohne ausgebildeteLehrpersonen, findet keine gute Bildung statt.
Die Schweiz verfügt über zu wenig adäquat ausgebildete Kindergärtner/-innensowieLehrerinnen und Lehrer, und die Situation spitzt sich aus demographischen Gründen zu. Dies zeigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) und des Bildungsberichts Schweiz 2014: 2022 wird der jährliche Bedarf an neuen Lehrpersonen der Primarstufe gegenüber 2012 um 9 % höher sein, der Bedarf an Lehrpersonen der Sekundarstufe I um 16 %.
Steigende Schülerzahlen, steigende Pensionierungen
Im Bildungsbericht wird auf die Mangelsituation hingewiesen: "Unter Berücksichtigung der Entwicklung der Schülerbestände, der Altersstruktur im Lehrkörper und der pensengewichteten Fluktuationsrate, ermittelt das BFS schweizweit für die Jahre 2012 bis 2020 einen Anstieg des jährlichen Rekrutierungsbedarfs an Lehrkräften auf der Primarstufe von 6 % bis 40 %. […] Da sich sowohl die altersmässige Zusammensetzung im Lehrkörper als auch die Schülerzahlen regional sehr verschieden entwickeln, resultiert ein nach Region ebenso unterschiedlicher Rekrutierungsbedarf." (Bildungsbericht Schweiz 2014, S. 231).
Der erneute Anstieg der Schülerzahlen ab 2013 bzw. 2017 für die Sekundarstufe I führt in allen Deutschschweizer Regionen zu einem zusätzlich deutlich erhöhten Rekrutierungsbedarf. Dies gilt insbesondere für die Kantone der Nordwestschweiz inklusive Bern sowie der Zentralschweiz, bei dem beide Faktoren, nämlich eine altersbedingte erhöhte Fluktuation und ein stärkeres Schülerwachstum, zusammentreffen (Bildungsbericht 2014). Schweizweit wurden beispielsweise im Jahr 2006 auf der Sekundarstufe I 900 Austritte von über 55-jährigen Lehrpersonen verzeichnet, für 2016 rechnet das BFS mit deren 1'350, was einer Zunahme von 50% entspricht.
Rekrutierung gefährdet
Maturanden und Maturandinnen haben heute die Wahl: An Universitäten können sie aus mehr als 500 Studiengängen auswählen, Fachhochschulen bieten gegen 300 praxisorientierte Studiengänge an. In dieser Konkurrenzsituation muss sich der Lehrberuf behaupten. Um engagierte und begabte junge Männer und Frauen für den Lehrberuf zu gewinnen, braucht es attraktivere Anstellungsbedingungen. Dazu gehört eine Besoldungsperspektive, die den Vergleich zu anderen akademischen Berufen mit hoher Verantwortung aushält. Diese fehlt heute vielerorts.
Lehrpersonen bei den Löhnen deutlich im Rückstand
Bis zu 39%höher liegen die Löhne in anforderungsgleichen Berufen in Privatwirtschaft und Verwaltungbereits nach 10 Jahren. Das ergibt die Salärvergleichsstudie 2014 für den Kanton Aargau von Towers Watson. Während die Ausbildung zur Lehrperson länger wurde und die Anforderungen stiegen, blieb die Lohnentwicklung der letzten Jahre ungenügend. Auf jedem Lohnentwicklungsvergleich der vergangenen Jahre dümpelt die Kurve der Lehrerlöhne weit tiefer als die der meisten übrigen Berufe. Der gewaltige Nachholbedarf bei den Lehrerlöhnen ist nicht in einem Jahr mit einer Hauruckübung zu beheben. Zu gross sind die Rückstände in den meisten Kantonen in der Zwischenzeit geworden. Bis 2018 muss aber aufzuholen sein, was in den letzten 20 Jahren versäumt worden ist: Ein Lohnniveau für die Lehrpersonen zu erreichen, das den hohen Anforderungen an Ausbildung und Arbeit gerecht wird. Sonst steigen zu viele junge Kindergärtner/-innen und Lehrpersonen bereits nach wenigen Jahren aus dem Beruf aus. Das BFS zeigt, dass 2010 bis 2011 bereits im ersten Dienstjahr 16% der Lehrerinnen und Lehrer aus dem Beruf ausgestiegen sind. Nach fünf Jahren waren es die Hälfte (49%) und nach zehn Jahren zwei Drittel(65%)1.
1 vgl. BFS (2014): "BFS aktuell. Mobilität der Lehrkräfte der obligatorischen Schule", Neuchâtel, S. 5.
Auch in der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung 2010 des Bundesamtes für Statistik wird auf dieses Ungleichgewicht in der Entlöhnung hingewiesen: "Nur teilweise können die Lohndifferenzen zwischen den Branchen mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen der Stellen erklärt werden - ein grosser Teil des Unterschieds bleibt brancheninhärent." (LSE 2012, S. 10). Dies trifft insbesondere auf die Lehrberufe zu.
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Quelle:
Text Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Juni 2014 |
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Studie Salärvergleich Löhne Unterrichtswesen - Privatwirtschaft/Public, 2014. Projektleitung und Durchführung: TOWERS WATSON, Zürich, Hans Münch, David Winkle, Auftraggeber: Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Zürich
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Quelle:
Text Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Juni 2014 |
Studie Salärvergleich Löhne Lehrberufe - Privatwirtschaft, 2010. Projektleitung und Durchführung: PricewaterhouseCoopers AG, Zürich, Dr. Robert W. Kuipers, Partner; Nicole Jans, Manager. Auftraggeber: Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Zürich
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Quelle:
Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Juni 2010 |
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