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Halbierung des CO2-Ausstosses bis 2050 |
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Das
globale Klima verkraftet nur noch eine bestimmte Menge CO2, wenn gefährlichen
Folgen vermieden werden sollen. Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler
mit Beteiligung der ETH Zürich veröffentlicht im Fachmagazin
"Nature" Forschungsergebnisse, die zeigen, dass deshalb der CO2-Ausstoss
bis 2050 halbiert werden muss.
Über
hundert Länder haben sich mittlerweile für das "2°C-Ziel"
ausgesprochen - die Vorgabe, dass die globale Erwärmung seit vorindustrieller
Zeit (vor 1900) zwei Grad Celsius nicht überschreiten soll, um die
gefährlichen Auswirkungen einer Klimaerwärmung in Grenzen zu
halten. Wie schnell der Ausstoss von Treibhausgasen gesenkt werden muss,
um dieses Ziel zu erreichen, darüber war man sich bisher uneinig.
Unsicherheiten
aus dem Weg geräumt
Bei
der ersten nun veröffentlichten Studie haben die Forscher tausende
von Kombinationen von Szenarien und Annahmen getestet, um zu berechnen,
unter welchen Umständen das 2°C-Ziel zu erreichen ist. Berücksichtigt
wurden dabei zum ersten viele Unsicherheiten wie der Rückkopplungseffekt
durch Wolken oder Unsicherheiten im Kohlenstoffkreislauf, also zum Beispiel
wie viel CO2 von den Ozeanen aufgenommen wird. Zudem flossen in die Modelle
die Gesamt-auswirkungen aller Treibhausgase, wie CO2, Methan und Lachgas aber auch Ozon und die Aerosolbelastung ein.
Dabei
zeigte sich unter anderem, dass die gesamten vorhandenen Reserven an Erdöl,
Gas und Kohle um ein Vielfaches grösser sind, als was das Klimasystem
bei deren Verbrennung tolerieren kann. Die Idee, dass die Reserven an fossilen
Brennstoffen ausgehen könnten, bevor die Klimaerwärmung eintritt,
wird durch diese Studie eindeutig widerlegt.
Die
Autoren der Studie gehen noch einen Schritt weiter und wollen die Plausibilität
ihrer Aussagen quantifizieren. Sie geben deshalb Wahrscheinlichkeiten an,
mit denen eine Klimaveränderung eintritt. Das führt zu einer
Einschätzung der Gefahr: Welches Risiko für eine Erwärmung
über 2°C möchte die Weltengemeinschaft eingehen und was
ist sie bereit dafür zu tun?
Klares
Kontingent an CO2
Um
eine 75%-Chance zu haben, dass die globale Erwärmung maximal 2°C
beträgt, dürfen vom Jahr 2000 bis 2050 etwa 1000 Milliarden Tonnen
CO2 (GtCO2) ausgestossen werden. Das scheint eine riesige Zahl, aber ein
Vergleich zeigt, wie ernst die Situation ist: Seit 2000 wurde rund ein
Drittel des berechneten CO2-Kontigents bereits verbraucht. "Dass die schweizerischen
Treibhausgas-emissionen 2007 um 2.7% gegenüber 1990 zurückgegangen
sind, ist sicher erfreulich, aber der CO2-Ausstoss muss bis 2050 global
mindestens halbiert werden", so Professor Reto Knutti vom Institut für
Atmosphäre und Klima der ETH Zürich und Mitautor der Studie.
Diese Aussage steht im Einklang mit dem langfristigen Ziel von weltweit
unter einer Tonne CO2 pro Kopf und Jahr, wie die ETH Zürich in ihrer
2008 präsentierten Energiestrategie forderte. Heute liegt der Pro-Kopf-Ausstoss
in Westeuropa bei rund 6 Tonnen, in Nordamerika 19 Tonnen und in China
3 Tonnen - ohne Berücksichtigung der grauen Energie.
Wie
eine gefüllte Badewanne
In
einer zweiten Studie zeigen Wissenschaftler aus England, dass es langfristig
nicht relevant ist, zu welchem Zeitpunkt die Rohstoffe verbrannt werden.
Weil das Kohlendioxid Jahrhunderte in der Atmosphäre bleibt, ist vor
allem der totale Ausstoss über die ganze Zeit entscheidend. Jede Tonne
CO2 ist eine Tonne CO2, ob heute oder in zwanzig Jahren und sie bringt
die Welt näher an die Schwelle einer gefährlichen Klimaveränderung.
Das
Verhalten von CO2 in der Atmosphäre lässt sich am besten mit
einer gefüllten Badewanne veranschaulichen. Der Zufluss der Badewanne
ist gross, der Abfluss aber klein, will heissen: die CO2-Emissionen nehme
jedes Jahr zu, aber CO2 wird nur sehr langsam wieder aus der Atmosphäre
entfernt. Um die Badewanne nicht überlaufen zu lassen, muss deshalb
rechtzeitig der Zufluss gestoppt werden. "Es ist ein Irrtum zu glauben,
dass bei konstanter Emission die Temperatur konstant bleibt.", so Knutti.
Die
Forscher, die sich gemeinsam auch in einem Kommentar mit dem Titel "Climate
Change: The Exit Strategy" äussern, weisen darauf hin, dass in der
politischen Diskussion um CO2-Steuern, Emissionszertifikate und Reduktionsziele
eine simple Tatsache oft vergessen wird: Die totale erlaubte Menge an CO2-Ausstoss
ist begrenzt. "Mit jedem Jahr Verzögerung haben wir einen Teil davon
verbraucht, verlieren an Handlungsspielraum und erhöhen die Wahrscheinlichkeit
für gefährliche Auswirkungen. Nur rasche Massnahmen können
dies verhindern", sagt Reto Knutti.
Neben
der ETH Zürich waren das Potsdam Institute for Climate Impact Research,
die University of Oxford und die Manchester Metropolitan University an
den Studien beteiligt.
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ETH
Zürich, Institut für Atmosphäre und Klima, Juni 2009 |
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