Der UNEP-Bericht "Policy Implications of Warming Permafrost", welcher im November 2012 publiziert wurde, fordert die Politik und die Wissenschaft auf, die Kohlendioxid- und Methan-Emissionen in den Permafrostzonen genau zu überwachen und sich auf eine grosse Zunahme dieser Emissionen vorzubereiten. Der Permafrost, welcher ungefähr ein Viertel der Nordhalbkugel bedeckt, enthält rund 1'700 Gigatonnen (Millionen Tonnen) Kohlenstoff. Diese Kohlenstoffmenge ist doppelt so gross wie wie der Kohlenstoffanteil in der Atmosphäre. Der UNEP-Bericht "Policy Implications of Warming Permafrost" beleuchtet das Gefahrenpotenzial von stärkeren Kohlendioxid- und Methan-Emissionen als Folge der sich erwärmenden Permafrostböden. Der Wissensstand über die Permafrost zone ist noch ungenügend. die Wissenschaft hat die Permafrostforschung erst in den letzten Jahren intensiviert. Die wissenschaftlichen Kenntnisse über die Vorgänge in den Permafrostzonen konnten noch nicht in die aktuellen Klimamodelle einfliessen. Der Bericht weist darauf hin, dass auftauender Permafrost das Ökosystem radikal verändern und dadurch grosse Infrastrukturschäden wegen des unstabilen Untergrunds hervorrufen kann. Die UNEP empfiehlt, dass der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change - Zwischenstaatlicher Ausschuss für den Klimawandel) eine Untersuchung zum Thema "Permafrost" veranlassen sollte, welche als Grundlage für die Schaffung von nationalen Überwachungsnetzwerken und zur Ausarbeitung von Anpassungsstrategien dienen kann. Der Permafrost ist einer der Schlüssel für die Zukunft unseres Planeten. Die künftige Freisetzung der riesigen Mengen von organischem Material, welches noch in den gefrorenen Dauerfrostböden gespeichert ist, kann die Klimaerwärmung wesentlich beeinflussen. Der mögliche Einfluss und die schädlichen Auswirkungen des auftauenden Permafrosts auf das Klima, das Ökosystem und die Infrastruktur wurden für lange Zeit zu wenig gewichtet. Die gegenwärtig vorhandenen Dauerfrostböden wurden während der letzten Eiszeit gebildet und reichen in Teilen von Nordsibirien und Kanada bis in eine Tiefe von 700 Meter. Die Permafrostböden besitzen eine rund 2 m dicke aktive Schicht, welche im Sommer auftaut und im Winter wieder gefriert. Wenn diese aktive Schicht durch die Klimaerwärmung dicker würde, werden riesige Mengen an Kohlendioxid und Methan freigesetzt. Wissenschaftler vermuten, dass ich die Lufttemperaturen in den arktischen und alpinen Region doppelt so stark erwärmen werden wie der weltweite Durchschnitt der Lufterwärmung. Eine weltweite Erwärmung der Luft um 3°C würde eine Erwärmung um 6°C in den Bergen und in den Polregionen bedeuten. Diese Erwärmung würde einen irreversiblen Verlust von 30 bis 85% der oberflächennahen Permafrostböden führen. Auftauende Permafrostböden könnten bis in Jahr 2100 ungefähr 43 bis 135 Gigatonnen Kohlendioxid an die Atmosphäre abgeben und 246 bis 415 Gigatonnen bis ins Jahr 2200. Die Emissionen aus den Permafrostgebieten könnten künftig bis zu 39% der gesamten Treibhausgas-Emissionen ausmachen. Die Freigabe von Treibhausgasen aus dem organischen Material ist nicht wieder umkehrbar. Es gibt keinen Weg, wie diese Gase wieder in den Permafrost eingebunden werden könnten. Das Ökosystem und die Infrastruktur sind in Gefahr Nadelwälder bilden in den Permafrostzonen gegen Süden die vorherrschende Ökosysteme, gegen Norden ist es die Tundravegetation. Die Permafrostschicht ist für Niederschlagswasser undurchlässig. Schmelzwasser und Regen bilden daher an der Oberfläche Tümpel, kleine und grössere Seen, Feuchtlandgebiete wie Moore. Diese Landschaften dienen im Sommer Zugvögeln als Brutgebiete. Höhere Lufttemperaturen bewirken längere Wachstumsperioden, welche das Wachsen von Gebüschen und waldähnlichen Vegetationsformen begünstigt. Wärmere Lufttemperaturen bedeuten auch, dass sich die Waldgrenzen nach Norden und in die Höhe verschieben. Das Verschwinden der Permafrostböden führt zu einer Austrocknung der Böden. Die Gefahr von Wald- und Buschbränden wächst. Die Waldbrände haben in den vergangenen Jahren in den nördlichen Zonen an Häufigkeit und Stärke zugenommen. Permafrostböden sind schwach strukturiert und werden bei einer Erwärmung instabil. Erdbewegungen können Gebäude, Strassen, Pipelines, Eisenbahnlinien, Hochspannungsleitung, Leitungen für die Wasserversorgung und -entsorgung usw. beschädigen. Die sich neu bildenden Grundwasserzonen machen den Boden zusätzlich unstabil. 1994 flossen im Vozei-Ölfeld in Nordrussland nach einem Bruch der Pipeline 160'000 Tonnen Öl in die Landschaft aus.
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