Bundesrat verabschiedet Ziele für die Anpassung an den Klimawandel
In Zukunft wird sich der Bund nicht nur für eine Verminderung des Treibhausgasausstosses, sondern vermehrt auch für Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel engagieren. Der Bundesrat hat am 2. März 2012 daher den ersten Teil seiner Strategie «Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz» verabschiedet und darin Ziele, Herausforderungen und Handlungsfelder definiert. Damit will er sich etwa für den Fall von trockenen Sommern und Hochwasser wappnen.
Das Klima wird sich in der Schweiz in Zukunft weiter verändern. Das Ausmass der Veränderungen hängt stark vom künftigen globalen Treibhausgasausstoss ab. Je höher der Ausstoss ist, desto stärker wird sich das Klima verändern. Bei einem mittleren Treibhausgasausstoss, werden die Temperaturen in den kommenden Jahrzehnten in allen Landesteilen und Jahreszeiten steigen. Vor allem in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird es im Sommer deutlich weniger regnen. Die klimatischen Veränderungen wirken sich auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft aus.
Die Schweiz setzt sich im Inland sowie an den internationalen Klimaverhandlungen für eine möglichst starke Verminderung des Treibhausgasausstosses ein. Weil die Erderwärmung aber im besten Fall auf 2 Grad begrenzt werden kann, bereitet sich die Schweiz auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. Anpassungen an den Klimawandel sind bereits heute nötig und werden in Zukunft immer wichtiger. Der Bundesrat hat deshalb die Departemente beauftragt, eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz zu erarbeiten. Damit setzt er den Rahmen für ein koordiniertes Vorgehen bei der Anpassung an den Klimawandel auf Bundesebene.
Die Anpassungsstrategie besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden Ziele formuliert, Herausforderungen beschrieben und Handlungsfelder definiert. Er wurde vom Bundesrat am 2. März 2012 verabschiedet. Im zweiten Teil der Strategie soll mit einem Aktionsplan aufgezeigt werden, wie die Schweiz ihre Anpassungsziele erreichen und die Herausforderungen bewältigen will. Dieser Aktionsplan soll Ende 2013 vorliegen. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden, Verbänden und Privaten wichtig sein. Ebenso gilt es, die Massnahmen auf die weiteren sektorübergreifenden Strategien des Bundesrats abzustimmen.
Die Anpassungsstrategie soll es der Schweiz ermöglichen, die Chancen des Klimawandels zu nutzen, die Risiken zu minimieren und die Anpassungsfähigkeit der natürlichen und sozioökonomischen Systeme zu steigern. Die wichtigsten Herausforderungen, die sich direkt aus den Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz für die Anpassung ergeben, sind ...
• die grössere Hitzebelastung in den Agglomerationen und Städten,
• die zunehmende Sommertrockenheit,
• das steigende Hochwasserrisiko,
• die abnehmende Hangstabilität und häufigere Massenbewegungen,
• die steigende Schneefallgrenze,
• die Beeinträchtigung der Wasser-, Boden- und Luftqualität,
• die Veränderung von Lebensräumen, Artenzusammensetzung und Landschaft,
• die Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten.
Um die Herausforderungen durch die Auswirkungen des Klimawandels und bei der Verbesserung der Grundlagen zu meistern, ist es zentral, über die Sektoren hinweg zusammenzuarbeiten und sich dabei landesweit zu koordinieren.
Handlungsfelder und Ziele für verschiedene Sektoren
Der erste Teil der Anpassungsstrategie beleuchtet die Anpassung in den Sektoren Wasserwirtschaft, Umgang mit Naturgefahren, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Energie, Tourismus, Biodiversitätsmanagement sowie Gesundheit und Raumentwicklung. Für diese Sektoren werden insgesamt 48 Handlungsfelder der Anpassung definiert, Anpassungsziele formuliert und die Stossrichtung zur Erreichung dieser Ziele skizziert. Zudem werden die Schnittstellen zwischen den Sektoren bei der Anpassung an den Klimawandel dargestellt. Dies soll es ermöglichen, bestehende Synergien bei der Anpassung an den Klimawandel bestmöglich zu nutzen und Zielkonflikte zu vermeiden oder zu lösen.
Informationsplattform Klimaanpassung
Mit der Verabschiedung des Berichts durch den Bundesrat wird die Informationsplattform Klimaanpassung als Teil der BAFU-Webseite aufgeschaltet (www.bafu.admin.ch/klimaanpassung). Die Plattform bündelt Informationen zur Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz und unterstützt die Vernetzung der betroffenen Akteure. Neben den wichtigsten Inhalten der Bundesrats-Strategie und den Aktivitäten der Kantone vermittelt sie einen Überblick der Forschungsprogramme, Projekte und praktischen Massnahmen zur Anpassung.
Die Klimamodelle sagen voraus, dass es in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in der ganzen Schweiz im Sommer weniger regnen und es häufiger zu langanhaltende Trockenperioden kommen wird.
Langanhaltende Trockenperioden werden häufiger auftreten.
Bei höheren Temperaturen verdunsten Pflanzen und Böden mehr Feuchtigkeit.
Wenn es im Sommer weniger regnet, sind sämtliche Wassernutzer betroffen: die Landwirtschaft wird vermehrt bewässern müssen, die Waldwirtschaft ist mit der Ausbreitung von Insekten und der Zunahme der Waldbrandgefahr konfrontiert, die Energieproduktion wird aus den Fliessgewässern weniger Wasser für die Energiegewinnung beziehen können, und die Trinkwasserversorgung kann durch örtlich und zeitlich begrenzte Engpässe im Wasserdargebot beeinträchtigt werden.
Der Druck auf die verfügbaren Wasserreserven nimmt zu, und in weiten Teilen des Mittellandes kann es während langen Trockenperioden zu Konkurrenzsituationen zwischen verschiedenen Interessen am Gewässer kommen. Die Anpassung an die zunehmende Trockenheit muss einerseits darauf abzielen, den Wasserbedarf der betroffenen Sektoren zu reduzieren und anderseits die verfügbaren Wasserreserven optimal zu nutzen.
Lösungsansätze
Die Landwirtschaft kann einerseits den Boden so bewirtschaften, dass er das Wasser besser zurückhält und speichert. Andererseits kann sie ihren Wasserbedarf verringern, indem sie Bewässerungssysteme optimiert und indem sie Sorten anbaut, die weniger Wasser benötigen.
Die Waldwirtschaft kann die Risiken des Klimawandels minimieren, indem sie den Wald mit Baumarten verjüngt, die besser an trockene Verhältnisse angepasst sind. In der Siedlungswasserwirtschaft bieten sich die Regionalisierung der Abwasserreinigung und das Einleiten des Klärwassers in grosse Vorfluter bei Niedrigwasser an. Der Energiesektor kann Einschränkungen in der Wasserkraftproduktion begegnen, indem er das verbleibende Potenzial effizient nutzt und sich vermehrt auf zusätzliche erneuerbare Energiequellen abstützt.
Es braucht zur Optimierung neue Konzepte zur Wasserspeicherung und -verteilung. Im Vordergrund stehen die Nutzung von natürlichen Speichern wie Seen, die Mehrzwecknutzung von Speicherseen, die Anpassung von Seeregulierungen, der Bau von Wasserspeichern für Bewässerungszwecke sowie die Optimierung der Verteilsysteme. Dabei sind auch die Bedürfnisse der Nachbarländer zu berücksichtigen.
Darüber hinaus braucht es klare Regeln und Vorgehensweisen für die Wasserverteilung bei Wassermangel.
Quelle: Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und KommunikationUVEK , März 2012
Ein
neues Projekt des OcCC wirft einen Blick in die Zukunft und fragt nach
den Auswirkungen der Klimaänderung auf die Schweiz im Jahr 2050. In
mehreren Workshops wurden Klimaszenarien für das Jahr 2050 erarbeitet.
Basierend
auf den Szenarien werden Vulnerabilitäten in den Bereichen Wasserhaushalt,
Energie, Landwirtschaft, Ökologie, Gesundheit, Tourismus, Infrastrukturen,
urbane Schweiz untersucht. Welche Veränderungen sind besonders gravierend?
Welche Weichen müsse frühzeitig gestellt werden, damit wir uns
möglichst effizient den sich verändernden Bedingungen anpassen
können?