CCHydro hatte zum Ziel, für die Schweiz Szenarien des Wasserkreislaufs und der Abflüsse für die Zeitperioden um 2035 und 2085 bereitzustellen. Die Szenarien basieren auf gleichzeitig berechneten nationalen Klimaszenarien. Zentral waren für das BAFU die Fragen, wie sich in den nächsten 100 Jahren der Wasserhaushalt, die Risiken für Hoch- und Niedrigwasser und die Wassertemperatur verändern wird. Klimaveränderung im Gewässerhaushalt bereits heute spürbar Das Projekt CCHydro zeigt, dass Hochwasser- und insbesondere Niedrigwasserereignisse zunehmen werden; dies vor allem im Mittelland, dem Wallis oder dem Tessin. Dies wird Auswirkungen auf die Ökosysteme und die Bewirtschaftung der Fliessgewässer im Sommer haben. Diese hydrologischen Veränderungen, welche bereits heute zu beobachten sind, sind durch die veränderten klimatischen Bedingungen erklärbar. Das Forschungsprojekt stellt frühzeitig wichtige hydrologische Grundlagen für strategische Überlegungen und Entscheidungen bereit. Die Resultate des Projekts CCHydro erlauben es, erstmals flächendeckend für die ganze Schweiz die zukünftigen Auswirkungen der Klimaänderung auf die einzelnen Komponenten des hydrologischen Kreislaufs abzuschätzen und einen wichtige Beitrag für die vom Bundesrat verabschiedete Strategie zur Anpassung an den Klimawandel zu liefern. Doris Leuthard: «Wer heute handelt, kann die Kosten tiefer halten» Für Bundesrätin Doris hat der Bericht grosse Bedeutung. Sie betont: «Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt der Schweiz stellen uns vor neue Herausforderungen beispielsweise im Hochwasserschutz, in der Landwirtschaft, in der Siedlungswasserwirtschaft und in der Energieversorgung. Wir werden sie meistern, wenn wir uns damit frühzeitig auseinandersetzen und die nötigen Massnahmen einleiten - wie etwa beim Hochwasserschutz, wo der Raumbedarf der Fliessgewässer zu sichern und anzupassen ist. Zum Nulltarif wird die Anpassung an den Klimawandel nicht zu haben sein. Wer jedoch heute handelt, kann die Kosten von morgen und übermorgen tiefer halten, als jener, der nichts unternimmt und später für die entstandenen Schäden teuer bezahlen muss.» Gletscher und Schnee (Forschungsbericht S. 31ff) Seit dem Ende der kleinen Eiszeit (um 1850) hat das Volumen der Schweizer Gletscher um gut die Hälfte abgenommen. Durch die erwartete Temperaturzunahme wird sich der Gletscherschwund noch beschleunigen. Im Jahr 2100 werden voraussichtlich 20 bis 30 Prozent des heutigen Volumens übrig bleiben, dies grösstenteils im Einzugsgebiet der Rhone. Die Schneeschmelze trägt jedes Jahr rund 22 Kubikkilometer Wasser zum Abfluss aus der Schweiz bei. Das entspricht ungefähr 40 Prozent des gesamten Abflusses und ist wesentlich mehr als der Beitrag der Gletscherschmelze (1 Kubikkilometer). In der Zukunft wird die Schneefallgrenze parallel zur Temperatur ansteigen, Regionen bis hinauf auf 3500 Meter über Meer werden im Sommer vermehrt schneefrei sein. Die Dauer der Schneebedeckung wird sich bis Ende des Jahrhunderts unterhalb 3500 Meter über Meer auf allen Höhenstufen um über einen Monat verkürzen. Zudem wird die maximale Mächtigkeit der Schneedecke um mehr als die Hälfte abnehmen. Dies wird eine Abnahme der in der Schneedecke gebundenen Wasserreserven um rund 40 Prozent nach sich ziehen. Abfluss Die Abflüsse in der Schweiz verändern sich bis in die nahe Zukunft (2035) nur wenig, mit vorübergehenden Zunahmen in stark vergletscherten Gebieten. Sie nehmen bis in die ferne Zukunft (2085) zumeist leicht ab, mit Ausnahme der Flüsse Ticino und Toce, wo die Abnahme dann etwa 10 Prozent beträgt. Die jahreszeitliche Verteilung der Abflüsse ändert fast in der ganzen Schweiz. Im Winter gibt es in vielen Gebieten deutlich mehr Abfluss, im Sommer vermindern sich die Abflüsse. Auch die grossen Flüsse verändern sich entsprechend. Dadurch verschiebt und/oder verlängert sich in vielen Gebieten des Mittellandes die potenzielle Hochwasserzeit. Niedrigwasser werden länger und die Abflüsse nehmen in Mittellandgebieten im Sommer deutlich ab. Dies gilt auch für die grossen Flüsse. In den Alpen verschiebt sich die Niedrigwasserzeit vom Winter teilweise in den Spätsommer. Wasserwirtschaftliche Auswirkungen dieser Veränderungen können sein: Die bestehenden Hochwasserschutzmassnahmen müssen im Mittelland und Jura überprüft werden. Ausgeprägtere Niedrigwasser und gleichzeitig grösserer Wasserbedarf während der wärmeren und trockeneren Sommer bergen ein Konfliktpotenzial unter den verschiedenen Nutzern. Die rechtlichen Regelungen in verschiedenen Bereichen (Wasserentnahmen, Einleitung von Kühlwasser, Regulierreglemente von Seen usw.) müssen überprüft werden. Der Bedarf an zusätzlichen (Mehrzweck-)Speichern muss abgeklärt werden. Strategie zur Anpassung an den Klimawandel Der Bundesrat hat am 2. März 2012 den ersten Teil seiner Strategie «Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz» verabschiedet und darin Ziele, Herausforderungen und Handlungsfelder definiert. Damit will er sich etwa für den Fall von trockenen Sommern und Hochwasser wappnen. Für den Sektor Wasserwirtschaft werden in der Strategie 14 Handlungsfelder unterschiedlicher Dringlichkeit beschrieben. Als sektorübergreifende Herausforderungen wurden u. a. die zunehmende Sommertrockenheit und die steigende Hochwassergefahr identifiziert. Im zweiten Teil der Stragegie soll nun in einem Aktionsplan beschrieben werden, wie die Herausforderungen bewältigt werden können. Im Hinblick auf die Bereitstellung von wissenschaftlichen hydrologischen Grundlagen zur Erarbeitung der Strategie «Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz» hat das Bundesamt für Umwelt BAFU schon 2008 beschlossen, das Projekt «Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz» (CCHydro) zu starten. Publikation in "Synthesebericht zum Projekt «Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz» (CCHydro)" Im Rahmen des Projekts «Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz» (CCHydro) des BAFU wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt der Schweiz bis zum Jahr 2100 untersucht. Das Wasserdargebot wird sich bis dann nur wenig ändern. Als Folge des Anstiegs der Schneefallgrenze parallel zur Zunahme der Lufttemperatur werden die in den Alpen gespeicherten Schnee- und Eismassen jedoch stark vermindert. Zusammen mit einer saisonalen Umverteilung des Niederschlags (trockener im Sommer, feuchter im Winter) wird dies eine jahreszeitliche Umverteilung der Abflüsse hervorrufen. Hochwasser- und besonders Niedrigwasserereignisse werden wahrscheinlich vermehrt auftreten – vor allem in sensitiven Regionen wie dem Mittelland, dem Wallis oder dem Tessin.
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